Warteliste für neue Mitarbeitende
Die Spitex Region Schwyz hat im letzten Jahr intensiv in die Organisationsentwicklung, Digitalisierung, Ausbildung und ins Employer Branding investiert. «Aktuell haben wir auf einer Warteliste Pflegefachpersonen, die bei uns arbeiten wollen», sagt Samuel Bissig-Scheiber, der Geschäftsführer. Seit über einem Jahr mussten keine Temporärmitarbeitenden mehr beschäftigt werden, die Krankentage lägen unter dem Branchendurchschnitt. «Es gibt kein Patentrezept für diesen Erfolg. Wir setzen auf eine authentische Organisationskultur, die von Werten wie Förderung, Kommunikation auf Augenhöhe, Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist. Das wirkt», so Samuel Bissig-Scheiber.
Bei der Spitex Region Schwyz gibt es Wartelisten für neue Mitarbeitende. Wie kommt es dazu?
Samuel Bissig-Scheiber: Ja, das stimmt. Aktuell haben wir Wartelisten für FaGe-, SRK- und Hauswirtschaftsmitarbeitende. Das Interesse an unserer Organisation ist gross, und wir freuen uns sehr darüber. Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren intensiv daran gearbeitet, unsere Arbeits- und Anstellungsbedingungen zu verbessern. Unser Engagement wird geschätzt und das fördert die Bindung unserer Mitarbeitenden.

Wir haben unseren Rekrutierungsprozess so leicht wie möglich gemacht. Eine Bewerbung über unser Online-Tool dauert weniger als eine Minute, und wir verzichten auf unnötige Dokumente wie Motivationsschreiben.
Samuel Bissig-Scheiber, Geschäftsführer Spitex Region Schwyz
Wie gelingt es Ihnen, trotz Fachkräftemangel, als attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen zu werden?
Es gibt kein Patentrezept. Wir setzen auf eine authentische Organisationskultur, die von Werten wie Förderung, Kommunikation auf Augenhöhe, Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist und fokussieren uns auf die fortlaufende Weiterentwicklung unserer Organisation, besonders indem wir in unsere Mitarbeitenden investieren. Authentizität ist dabei zentral – die Mitarbeitenden sollen spüren, dass wir zu unserem Wort stehen und unsere Werte tatsächlich leben.
Wie setzen Sie dies bei der Spitex Region Schwyz konkret um?
Zum Beispiel sind flache Hierarchien bei uns gelebte Realität. Alle können mit allen über jedes Themen sprechen, unabhängig von der Position. Führungskräfte unterstützen die Mitarbeitenden darin, selbst Entscheidungen zu treffen, anstatt ihnen diese abzunehmen. Kompetenzen und Verantwortung machen den Arbeitsplatz spannend und zeigen Wertschätzung. Ausserdem haben wir feste Arbeitsplätze praktisch abgeschafft. Selbst ich suche mir jeden Tag einen neuen Platz – das fördert Transparenz und Augenhöhe.
Wie fördern Sie die Entwicklung Ihrer Mitarbeitenden?
Kontinuierliche Weiterbildung ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie. Das Kompetenzzentrum Bildung & Entwicklung, das vor Kurzem an den Spitex Kantonalverband Schwyz übergeben wurde, ist für uns ein zentrales Element beim Wissenstransfer und in der Folge bei der Personal- und Fachentwicklung. Besonders wichtig ist uns, dass alle die Chance haben, sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Dies stärkt die Motivation und trägt zur langfristigen Bindung bei.
Wie funktioniert das Onboarding? Anders gefragt: Wie stellen Sie sicher, dass sich neue Mitarbeitenden von Anfang an wohlfühlen?
Unser Onboarding-Prozess ist sehr strukturiert. Wer bei uns beginnt, bekommt einen individuellen Einarbeitungsplan. Ausserdem legen wir viel Wert auf soziale Anlässe, bei denen sich das Team kennenlernen kann. Von Anfang an sollen sich neue Mitarbeitenden integriert fühlen. Das hilft nicht nur den Einzelnen, sondern stärkt auch den Teamzusammenhalt.
Sie haben die flachen Hierarchien und die offene Kultur erwähnt. Wie stellen Sie sicher, dass diese Werte im Alltag tatsächlich gelebt werden?
Wir fördern eine offene und konstruktive Kommunikation. Dazu gehören regelmässige Workshops und Feedbackrunden, bei denen alle ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge einbringen können. Entscheidungen treffen wir häufig im Team, und dabei ist uns wichtig, dass alle Perspektiven berücksichtigt werden. Diese Offenheit und der Austausch auf Augenhöhe sind zentrale Elemente unserer Kultur.
Wie sieht es mit der Digitalisierung und der Modernisierung Ihrer Arbeitsprozesse aus?
Wir haben in den letzten Jahren stark in die Digitalisierung investiert. Mobile Geräte und cloudbasierte Lösungen ermöglichen unseren Mitarbeitenden flexibles Arbeiten, egal wo sie sich befinden. Das ist wichtig, um den Arbeitsalltag effizienter zu gestalten und den Mitarbeitenden mehr Freiraum zu geben. Diese Modernisierungen tragen massgeblich dazu bei, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und unsere Organisation zukunftsfähig zu machen.
Eine starke Arbeitgebermarke ist heutzutage entscheidend. Wie nutzen Sie Employer Branding, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren?
Unsere Website und Social Media spielen eine grosse Rolle im Employer Branding. Wir präsentieren dort nicht nur unsere Dienstleistungen, sondern geben auch Einblicke in unseren Arbeitsalltag und unsere Kultur. So können sich potenzielle Mitarbeitende ein realistisches Bild von uns machen. Wir legen viel Wert darauf, dass das Bild, das wir nach aussen vermitteln, auch intern gelebt wird. Diese Authentizität macht uns attraktiv.
Wie sieht der neue, überarbeitete Rekrutierungsprozess jetzt aus?
Wir haben unseren Rekrutierungsprozess so leicht wie möglich gemacht. Eine Bewerbung über unser Online-Tool dauert weniger als eine Minute, und wir verzichten auf unnötige Dokumente wie Motivationsschreiben. Unser Ziel ist es, den Prozess so transparent und authentisch wie möglich zu gestalten. Innerhalb von meistens 48 Stunden erhalten die Bewerbenden eine Rückmeldung. Nach dem telefonischen Erstgespräch lernen wir uns gegenseitig an ein paar Schnuppertagen kennen und anschliessend, wenn alles passt, kommt es zur Vertragsunterzeichnung. Wir holen die Unterlagen fast am Ende des Prozesses ein. Wir behandeln Bewerbende von Anfang an so, wie wir auch unsere Mitarbeitenden behandeln.
Was ist die Wirkung dieses Prozesses?
Wir haben Kosten gesenkt und gleichzeitig die Zahl der geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten erhöht. Fast 95 % der Bewerbenden in der Pflege, die wir über diesen Weg gewinnen, passen zu uns und dies ohne umfangreiche Unterlagen am Anfang. Dieser Prozess hilft uns, schnell und effizient auf den Fachkräftemangel zu reagieren, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen.
Wie sieht das Offboarding aus?
Wenn jemand uns verlässt, dann versuchen wir die Gründe für den Weggang zu eruieren. Ebenso erhält man bei der Verabschiedung von uns ein Rückkehrticket. Also wenn man wieder einen Job sucht, spart man sich damit die Bewerbung. Mit diesem Ticket kann man gleich mit mir Mittagessen gehen und das Anliegen direkt besprechen.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Massnahmen im Bereich Employer Branding?
Anhand verschiedener Kennzahlen wie der Mitarbeiterzufriedenheit, der Fluktuationsrate und den Rückmeldungen unserer Kundinnen und Kunden. Seit über einem Jahr mussten wir keine temporären Mitarbeitenden mehr einsetzen. Darauf sind wir stolz. Unsere Krankentage liegen ebenfalls unter dem Branchendurchschnitt, was ein weiteres Zeichen für die Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden ist.
Wie fügt sich das alles in Ihr Gesamtkonzept ein?
Alle diese Massnahmen – von dem Kompetenzzentrum über die Qualitätsentwicklung, zum Marketing bis hin zur Ausbildung – sind Teil eines integrierten Ansatzes. Wir sehen nichts als isolierte Projekte an, sondern als miteinander verbundene Elemente.
Was sind Ihre nächsten Schritte, um die Arbeitgebermarke weiter zu stärken?
Wir planen, unsere Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Bildung und Entwicklung des Spitex Kantonalverbands Schwyz weiter auszubauen und digitale Lösungen noch stärker zu nutzen. Zudem wollen wir unsere Mitarbeitende noch mehr in Entscheidungsprozesse einbinden und die interne Kommunikation weiter verbessern. Im nächsten Jahr werden wir ausserdem ein betriebliches Gesundheitsmanagement einführen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden noch besser zu fördern. Ebenso führen wir am 1. Januar 2025 ein neues Personalreglement ein, mit dem wir uns den zunehmenden Herausforderungen am Arbeitsmarkt proaktiv stellen. All diese Massnahmen sind Teil unserer langfristigen Strategie, um auch in Zukunft als attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen zu werden.
Samuel Bissig-Scheiber
ist seit anfangs 2023 Geschäftsführer der Spitex Region Schwyz. Die Organisation beschäftigt 85 Mitarbeitende und ist in den Gemeinden Ingenbohl, Morschach, Riemenstalden, Schwyz, Steinen und Steinerberg tätig.
Vor seiner Tätigkeit bei der Spitex Region Schwyz war Samuel Bissig-Scheiber in verschiedenen Leitungsfunktion des öffentlichen Sozialwesens sowie in der Wirtschaft tätig. Er ist diplomierter Betriebsökonom und hat einen MSc in Sozialer Arbeit. Samuel Bissig-Scheiber ist verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern. Nebenberuflich ist er als ehrenamtlicher Geschäftsführer der Winterhilfe Uri tätig.
