Zusammenarbeit mit Privaten funktioniert gut

Die Vergabe eines Leistungsauftrags an eine private Spitex hat in Aarburg für Aufsehen gesorgt. In drei Solothurner Gemeinden läuft die Spitex-Versorgung der Bevölkerung schon seit Jahren über eine private Firma – die örtlichen Behörden sind zufrieden.

Die Solothurner Gemeinden Erschwil und Grindel arbeiten seit längerer Zeit mit einer privaten Spitex-Organisation zusammen: der Acura Spitex in Basel. In Grindel ist das seit 2014 der Fall, in Erschwil seit 2016. Beide Gemeinden im Bezirk Thierstein zeigen sich auf Anfrage erfreut über die Zusammenarbeit.  Sehr positiv äussert sich Wally Allemann, die zuständige Gemeinderätin von Erschwil. «Ja, ich bin mit der Acura sehr zufrieden», schreibt sie per E-Mail. Sie stehe in regelmässigem Austausch mit der Spitex-Organisation, Fragen würden rasch beantwortet und die Abrechnungen seien sehr transparent. Was sagen die Patienten, welche die Dienstleistungen der Spitex in Anspruch nehmen? Allemann: «Feedbacks der Klienten, welche ich persönlich kenne, sind positiv und geben zu keinen Beanstandungen Anlass.»

Die Acura bietet neben Pflege  auch hauswirtschaftliche Dienstleistungen an: Kochen, Einkaufen, Putzen. Für die Pflegedienstleistungen haben die Gemeinden einen Leistungsvertrag mit der Acura abgeschlossen – diese kommt in den Genuss von Subventionen.

Ein wichtiges Argument eine private Spitex zu berücksichtigen, waren die tieferen Kosten.

Ein wichtiges Argument, nicht die öffentliche, sondern eine private Spitex zu berücksichtigen, waren die tieferen Kosten. In diesem Punkt möchte Wally Allemann aber nicht ins Detail gehen. «Finanziell konnten wir grosse Einsparungen verbuchen», schreibt sie. Dies habe aber mehrere Gründe, und die seien sehr komplex. Deshalb will sie keine Zahlen nennen.  Dass der Gemeinde allenfalls in einem andern Bereich höhere Kosten anfielen, zum Beispiel weil mehr Senioren ins Pflegheim wechselten, verneint sie ganz klar. Dies sei «absolut nicht» der Fall gewesen. Beruflich ist Allemann Pharmaberaterin im Aussendienst – und sie amtet auch als Präsidentin des Alterszentrums Bodenacker in Breitenbach (SO).

Auch positiv, wenn auch etwas weniger ausführlich, ist das Feedback aus Grindel (500 Einwohner). Diese Kommune hat ebenfalls Einsparungen gemacht, Zahlen kann die zuständige Gemeinderätin Agatha Borer aber keine nennen, da die Berechnungsgrundlage «völlig unterschiedlich»  war, wie sie schreibt.  Sie ist erst seit letzten Oktober Gemeinderätin.

Grindel hat kürzlich eine Umfrage gemacht unter den Dorfbewohnern zu Gesundheit, Pflege und zur Zufriedenheit mit der Spitex – es kam aber bloss ein einziger Fragebogen zurück. «Das ist natürlich sehr schade», sagt Borer. Ob die einzige Reaktion positiv oder negativ war möchte sie nicht verraten, weil ein Fragebogen nicht als Bewertungsgrundlage dienen könne. Die Senioren in Grindel wie in Erschwil können sich weiterhin für andere Spitex-Organisationen entscheiden, diese sind aber aufgrund der fehlenden Subventionen teurer.

Die Gemeinden Grindel und Erschwil haben ihre Leistungsverträge bis Ende 2019 verlängert.

Sowohl Grindel wie Erschwil haben ihre Leistungsverträge mit der Acura bis Ende 2019 verlängert, dies spricht auch für ihre Zufriedenheit. Schliesslich gibt es im gleichen Solothurner Bezirk noch eine dritte Gemeinde, welche mit der Acura einen Leistungsvertrag abgeschlossen hat: Himmelried (900 Einwohner). Attraktiv sind solche Lösungen mit privaten Anbietern vor allem für kleinere Gemeinden.

Auch Pascal Storck, Geschäftsführer der Acura Spitex, ist grundsätzlich zufrieden. «Unser Alltag in der Spitexversorgung der drei Gemeinden läuft gut.» Die Übergabe der Patienten von der öffentlichen Spitex sei teilweise jedoch harzig verlaufen.  Zudem hätten sich die Senioren zu Beginn daran gewöhnen müssen, dass sie die Rechnung nun von der Acura erhalten, sagt er. Insgesamt hat die Acura, die sich seit 2016 als gemeinnützige Organisation bezeichnet und keine Dividende ausschüttet, in den drei Gemeinden rund 20 bis 25 Patienten. Darüber hinaus bietet die Acura in Baselland und Basel-Stadt Spitexdienstleistungen an.

«Die Vergabe von Leistungsaufträgen ist sehr politisch und emotional.»

Zurzeit führt er keine weiteren Gespräche mit andern Gemeinden. «Die Vergabe von Leistungsaufträgen ist sehr politisch und emotional», sagt Storck.  Bis sich eine Gemeinde für eine private Spitex entscheide, sei ein langer politischer Prozess nötig. Für ihn ist aber klar, dass die drei Solothurner Gemeinden mit ihrem Entscheid viel Geld einsparen konnten.