Nidwalden
Fachkräftemangel in der Pflege wegen der «Baby-Boomer-Generation»

Der Regierungsrat des Kantons Nidwalden nimmt zu einem Vorstoss von Landrat Joseph Niederberger Stellung. Die Interpellation bezieht sich auf den problematischen Pflegefachkräftemangel in Nidwalden.

Kristina Gysi
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Interpellant Joseph Niederberger, Die Mitte Nidwalden.

Interpellant Joseph Niederberger, Die Mitte Nidwalden.

Bild: PD

Landrat Joseph Niederberger (Die Mitte) hat im April dieses Jahres beim Nidwaldner Regierungsrat eine Interpellation zur «Bekämpfung des Pflegefachkräftemangels in Nidwalden» eingereicht. In einer Medienmitteilung bezieht der Regierungsrat nun Stellung zu Niederbergers Fragen.

Der Regierungsrat bestätigt, dass auch in Nidwalden ein Mangel an Pflegefachkräften spürbar ist. So werde es für die Leistungserbringer immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden und einzustellen. Es brauche unbestritten mehr Menschen, die sich in verschiedenen Pflegeberufen ausbilden lassen und auch nach der Ausbildung auf dem Beruf verweilen möchten. Nur so könne auch in Zukunft eine ausreichende und qualitative hochstehende Gesundheitsversorgung sichergestellt werden.

Kinderbetreuung ist oft ein Problem

Einen zentralen Grund für den Fachkräftemangel finde man in der Demografie, heisst es in der Mitteilung weiter. So werden in den nächsten Jahren aufgrund der «Baby-Boomer-Generation», das sind die Jahrgänge von 1946 bis 1964, überproportional viele Menschen pensioniert. Als weiterer Grund wird die anstrengende Arbeit im Gesundheitswesen genannt. So können unregelmässige Arbeitszeiten, Tätigkeit an Sonn- und Feiertagen und in der Nacht physisch und körperlich belastbar sein. Zudem werden das Familien- und Privatleben eingeschränkt sowie die Belastung durch Personalengpässe erhöht.

Gesundheitsdirektorin des Kantons Nidwalden, Michèle Blöchliger.

Gesundheitsdirektorin des Kantons Nidwalden, Michèle Blöchliger.

Bild: PD

Könnten also die Pflegeberufe mit einem höheren Lohn attraktiver gestaltet, dadurch mehr Menschen angezogen und somit der Personalmangel vermindert werden? Michèle Blöchliger, Gesundheitsdirektorin des Kantons Nidwalden, glaubt das weniger: «Im Gespräch mit Pflegenden geht es oftmals gar nicht um den Lohn, sondern um die beruflichen Rahmenbedingungen.» So sei zum Beispiel die Kinderbetreuung immer wieder ein Thema. «Die Frage, wie und wo man um 7 Uhr morgens sein Kind unterbringen kann, ist vielerorts ein Problem», so Blöchliger. Auch die Schichtarbeit werde zunehmend in Frage gestellt. Nun gelte es, diese Fragen zu klären und mögliche Alternativen zu finden. Laut dem Regierungsrat werden national wie auch regional grosse Anstrengungen unternommen, um dem Fachkräftemangel in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung entgegenzuwirken.

Regierungsrat appelliert an Institutionen

Eine dieser Anstrengungen sind Ausbildungsbeiträge, die vom Kanton Nidwalden zur Verfügung gestellt werden. So wird der Spitex Nidwalden seit 2016 pro Ausbildungsplatz Fachangestellte Gesundheit ein jährlicher Betrag von 20'000 Franken bereitgestellt. Für die weiterführende Ausbildung einer Pflegefachperson HF beträgt dieser 25'000 Franken pro Jahr. Weiter arbeite man eng mit dem Bildungszentrum Gesundheit Zentralschweiz (Xund) zusammen. Ein Austausch, den Blöchliger als «sehr wertvoll» bezeichnet.

Weiter zieht der Regierungsrat die Institutionen in die Verantwortung. So würden flexiblere Arbeitsmodelle in Spitälern und Langzeiteinrichtungen, etwa für Mitarbeitende mit Kindern, zukünftig an Bedeutung gewinnen. Hiermit könne auch der Wiedereinstieg nach einer Mutterschaftspause gefördert werden. Jedoch werde im Kanton Nidwalden bereits jetzt grosse Rücksicht auf die Mitarbeitenden genommen, schreibt der Regierungsrat weiter. So bemüht sich das Spital Nidwalden in den letzten Jahren spürbar stärker um das betriebliche Gesundheitsmanagement. Die Mitarbeitenden würden individuell oder in Gruppen im Umgang mit der zunehmenden physischen und psychischen Arbeitsbelastung geschult.