Zehn Luzerner Spitex-Organisation wollen enger zusammenrücken

Die Anforderungen an die Spitex-Organisationen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen und steigen weiterhin. Darum streben nun zehn Spitex-Organisationen rund um Sursee eine engere Zusammenarbeit an. «Die Anforderungen an die Spitex steigen von Jahr zu Jahr», sagt Jim Wolanin, Präsident vom Spitex Kantonalverband Luzern und Initiant der Initiative. «Es braucht eine neue Herangehensweise, damit wir auch in Zukunft fit sind für alle aktuellen Bedürfnisse. Darum überprüfen wir nun gemeinsam die Strukturen und suchen nach der bestmöglichen Lösung.»
Wer hat das Vorprojekt angestossen und warum?
Das spezielle an diesem Projekt ist, dass es von den Spitex-Organisationen selbst angestossen wurde. Es besteht ein grosses Vertrauensverhältnis zwischen den Spitex-Organisationen. Das ist nicht selbstverständlich und ist eine wunderbare Basis, um offen ein solches Projekt anzugehen. Der Grund fürs Vorprojekt ist simpel: Die Anforderungen an die Spitex steigen von Jahr zu Jahr. Es braucht eine neue Herangehensweise, damit wir auch in Zukunft fit sind für alle Bedürfnisse.

«Es braucht eine neue Herangehensweise, damit Spitex-Organisationen auch in Zukunft fit sind für alle Bedürfnisse.»
Jim Wolanin, Präsident Spitex Kantonalverband Luzern
Was war der Auslöser, dass gerade jetzt die Zeit reif ist für ein solches Vorprojekt?
Vor rund eineinhalb Jahren haben sich die Geschäftsführerinnen über einen gemeinsamen Nachtdienst unterhalten. Dabei haben sie festgestellt, dass es unter Umständen Sinn macht, grösser zu denken. Die Zeit ist reif, weil einerseits ein grosses Vertrauensverhältnis zwischen den Geschäftsführenden und Präsidien besteht und andererseits der Druck stetig steigt.
Machen alle Gemeinden des Wahlkreises Sursee mit?
Ja, es sind alle öffentlichen Spitex-Organisationen der Planungsregion Sursee dabei. Vor über zehn Jahren habe ich hier im Auftrag des Kantonalverbands regelmässige Treffen ins Leben gerufen. Dadurch ist man näher zusammengerückt, hat sich schätzen und vertrauen gelernt. Die Spitex Rothenburg war bei der Konzeption des Vorprojekts nicht dabei. Das Einsatzgebiet grenzt aber an die Planungsregion Sursee und arbeitet bereits mit den beiden involvierten Spitex-Organisationen Sempach und Umgebung sowie Neuenkirch gut zusammen. Die Spitex Rothenburg hat Interesse an einer Beteiligung gezeigt. Alle Spitex-Organisationen haben sich über das Interesse der Spitex Rothenburg gefreut und einstimmig einer Involvierung zugestimmt.

Wie ist das Vorprojekt organisiert?
Zunächst haben wir in einer Arbeitsgruppe ein Grundlagenpapier erarbeitet. Darin listen wir auf, welche Herausforderungen die Spitex-Organisationen haben, was die Ziele des gemeinsamen Vorhabens sind und wie wir vorgehen wollen. Dieses Grundlagenpapier haben wir allen Spitex-Organisationen aus der Planungsregion mit diversen Fragen zugestellt. Alle Spitex-Organisationen haben einstimmig geantwortet, dass sie die Erstellung eines Projektauftrags begrüssen. Diesen haben wir formuliert und zusammen mit den Spitex-Organisationen weiterentwickelt. Schliesslich haben wir ein Budget erstellt und in Eugen Amstutz, einem ehemaligen Gemeinderat aus Ruswil, einen Projektleiter gefunden. Wir haben eine Projektgruppe gegründet, die das Projekt steuert. Ich leite die Projektgruppe. Die Projektgruppe kümmert sich um die Finanzen, das Controlling, unterstützt den Projektleiter und sorgt für den Informationsfluss nach innen und aussen. Alle Spitex-Organisationen sind in der Projektgruppe mit einer Person vertreten. Bei den Vertretungen gibt es einen Mix von Geschäftsführenden und Präsidien. Die Gemeinden sind über die Vorstände eingebunden. Alle Sozialvorstehenden der Gemeinden, sowie weitere Akteure, bringen ihre Sichtweise in einer Echogruppe ein.
Welche Rolle spielt der Kantonalverband beim Vorhaben?
Es handelt sich hier um ein Herzensprojekt von mir. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam stärker sind und es Sinn macht, dass wir uns intensiv Gedanken zu möglichen gemeinsamen Strukturen machen. In meiner Funktion als Präsident des Kantonalverbandes habe ich als neutraler Vermittler die Arbeitsgruppe gleitet, die dieses Projekt konzipiert hat. Nun leite ich die Projektgruppe und stehe dem Projektleiter als Sparringspartner zur Verfügung. Pünktlich zum 30-Jahr-Jubiläum des Spitex Kantonalverbandes Luzern werde ich, nach 11 Jahren Vorstandstätigkeit, davon vier als Präsident, aus dem Vorstand austreten. Auf expliziten Wunsch der involvierten Spitex-Organisationen werde ich das Projekt auch nach meinem Austritt aus dem Kantonalverband weiterbegleiten.
Was sind die nächsten Meilensteine?
Der Projektleiter entwickelt bis Ende März eine Ist-Soll-Analyse, die wir in der Projektgruppe besprechen und dann abnehmen. Das ist ein wichtiger, erster Meilenstein. Es folgen Diskussionen darüber, in welcher Struktur wir die gemeinsamen Aufgaben bewältigen wollen. Anfangs 2024 soll der Projektbericht vorliegen. Die Spitex-Organisationen entscheiden dann über das weitere Vorgehen und über eine allfällige Umsetzung der Vorschläge.
Sind weitere solche Projekte im Kanton Luzern zu erwarten?
Im Kanton Luzern gab es bereits Zusammenschlüsse. In der Planungsregion Entlebuch zum Beispiel gibt es nur noch eine grosse öffentliche Spitex-Organisation. Es wird wohl neben dem Projekt SpiReg+ noch weitere Projekte geben, wenn auch nicht ganz so grosse. Die Stossrichtung ist klar: Damit wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen und eigenständig blieben können, braucht es grössere Spitex-Organisationen.
Was raten Sie anderen Spitex-Organisationen, die auch mit einem solchen Schritt liebäugeln?
Das Ganze braucht Zeit, viel Zeit und es ist wichtig, dass ein grosses Vertrauensverhältnis zwischen allen Involvierten besteht. Wir haben uns lange über viel Grundlegendes unterhalben, bevor es überhaupt zum Projekt kam. Gleichzeitig ist wichtig, dass man dranbliebt und für eine Konstanz und für ein Vorwärtskommen sorgt. Daher haben wir ein zügiges Tempo in der Projektarbeit angeschlagen.
Jim Wolanin
ist seit März 2019 Präsident des Spitex Kantonalverbands Luzern. Davor war er acht Jahre lang Vorstandsmitglied. Der Spitex Kantonalverband Luzern vertritt die Interessen von 27 Spitex-Basisorganisationen, die insgesamt rund 1500 Mitarbeitende beschäftigen.
Jim Wolanin ist Geschäftsführer eines Sozialverbandes sowie selbstständiger Unternehmensberater. Zudem ist er in verschiedenen NPOs aktiv, unter anderem präsidiert er die Kantonalkommission Pro Infirmis Luzern, Ob- und Nidwalden und ist Vizepräsident der SSBL der Stiftung für selbstbestimmtes und begleitetes Leben.
Jim Wolanin hat ursprünglich eine Lehre als Fachmann Radiologie HF absolviert und später verschiedene Weiterbildungen absolviert. Darunter einen MBA der Wirtschaftsuniversität Wien.