«Wir sind systemrelevant»

«Wir sind systemrelevant»


Und warum die private Spitex eine politische Stimme braucht.


Gast: Marcel Durst, Gründungsmitglied ASPS
Host: Martin Radtke, Co-Herausgeber Spitex-Drehscheibe


Die private Spitex ist heute ein zentraler Pfeiler der ambulanten Versorgung. Das war nicht immer so. Marcel Durst, Mitgründer und langjähriger Geschäftsführer des Verbands der privaten Spitex-Organisationen (ASPS), hat über zwanzig Jahre daran gearbeitet, diese Lücke zu schliessen. Nun übergibt er die operative Leitung und zieht Bilanz.

Als die ASPS gegründet wurde, fehlte den privaten Spitex-Organisationen eine eigenständige Vertretung. «Die privaten Leistungserbringer hatten politisch keine Stimme», sagt Marcel Durst. Während Spitex Schweiz primär die öffentlichen Organisationen mit kommunalen oder kantonalen Leistungsverträgen vertrat, wuchs der private Bereich stark, ohne formellen Platz im politischen Diskurs.

Für Marcel Durst war früh klar: Wer nicht organisiert ist, wird nicht gehört. «Die privaten Spitex-Organisationen haben Marktanteile aufgebaut und sind heute systemrelevant. Entsprechend müssen sie mit der Politik, den Versicherern und dem BAG auf Augenhöhe sprechen können.» Eine Integration in Spitex Schweiz sei damals diskutiert worden, habe sich aber nicht realisieren lassen. «Heute ist das Verhältnis konstruktiver, doch damals brauchte es zwingend einen eigenen Verband.»

Diese Entscheidung habe sich bewährt. Die ASPS vertritt heute rund 480 Organisationen und einen grossen Teil der ambulanten Pflegeleistungen der privaten Spitex. «Wir sind heute politisch präsent und werden ernst genommen», sagt Marcel Durst. Sichtbar werde das auch an konkreten Erfolgen, etwa bei der Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Hauswirtschaft und Betreuung für die private Spitex.

Konfliktlinien bestehen dennoch, insbesondere auf kantonaler Ebene. Marcel Durst spricht von strukturellen Unterschieden in der Finanzierung zwischen öffentlichen und privaten Organisationen. «Wir fordern keine Sonderrolle, sondern faire und transparente Rahmenbedingungen.» Gerade weil beide Seiten Teil derselben Versorgung seien, müsse Vergleichbarkeit gegeben sein.

Gleichzeitig betont Durst die Ergänzung der Modelle. Private Organisationen seien oft flexibler organisiert, arbeiteten stärker mit Bezugspflege und hätten eine hohe betriebliche Effizienz. «Es braucht öffentliche und private Anbieter. Entscheidend ist nicht das Entweder-oder, sondern das Miteinander.»

Mit Blick auf die Zukunft rückt für Marcel Durst die Zusammenarbeit stärker in den Vordergrund. «Wir wollen Projekte gemeinsam mit Spitex Schweiz angehen.» Voraussetzung sei jedoch die gegenseitige Anerkennung als gleichwertige Partner. «Man muss akzeptieren, dass es zwei Player gibt, die auf Augenhöhe zusammenarbeiten.» Mit der Übergabe der operativen Leitung an Katharina Hadorn und Christine Hänni endet für Marcel Durst eine prägende Phase. Sein zentrales Anliegen bleibt jedoch aktuell: «Die ambulante Pflege wird in den kommenden Jahren stark wachsen. Umso wichtiger ist eine konstruktive, starke politische Vertretung.» Ob diese künftig getrennt oder gemeinsam organisiert ist, wird die Zukunft zeigen

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