Zukunft: Spitex – Impulse für eine vernetzte, datenbasierte und menschenzentrierte Pflege

Impressionen Zukunft Spitex

Am 7. Mai 2025 fand die Fachtagung „Zukunft: Spitex“ statt, die sich mit den Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation in der ambulanten Pflege beschäftigte. Im Fokus standen Themen wie Datenintegration, Qualitätsmanagement, Value-Based Healthcare und die Rolle der Spitex im digitalen Gesundheitswesen. Die Referierenden lieferten praxisnahe Einblicke und betonten die Notwendigkeit eines Kulturwandels.

Digitale Infrastruktur und Datenräume: Die Vision von DigiSanté

Dr. Katrin Crameri, Co-Leiterin des Programms DigiSanté beim Bundesamt für Gesundheit, hob die Bedeutung eines nationalen Gesundheitsdatenraums hervor. Sie kritisierte die bestehenden Medienbrüche und forderte standardisierte Schnittstellen: „Wir haben etliche Medienbrüche im System, die dazu führen, dass manuell Hand angelegt werden muss.“ Ziel sei es, Gesundheitsfachpersonen in Echtzeit Zugang zu relevanten Daten zu ermöglichen, um evidenzbasierte Entscheidungen zu fördern.

Digitale Teilhabe älterer Menschen: Chancen und Barrieren

Dr. Alexander Seifert von der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW beleuchtete die digitale Nutzung älterer Menschen. Er betonte die Heterogenität der digitalen Kompetenzen und die Bedeutung von Vertrauen: „Auch wir sind aus verschiedenen Technikgenerationen gross geworden.“ Sicherheitsbedenken und die Angst vor Datenverlust seien zentrale Hürden, die es zu adressieren gelte.

Daten als strategische Ressource in der Spitex

Marc Kaiser, Geschäftsführer der Heyde (Schweiz) AG, zeigte auf, wie Spitex-Organisationen unstrukturierte Daten nutzen können, um Prozesse zu optimieren: „80 bis 90 Prozent der Daten, die in einer Spitex-Organisation vorhanden sind, sind unstrukturiert.“ Durch die Analyse von Geodaten und Bevölkerungsstatistiken könnten Versorgungsgebiete effizienter geplant und versteckte Kostentreiber identifiziert werden.

Qualitätsmanagement: Vom Pflichtprogramm zum Nutzenstifter

Markus Wipf, Stiftungsrat der Stiftung Effingerhort, plädierte für ein pragmatisches Qualitätsmanagement, das Mitarbeitende einbindet und digitale Tools nutzt: „Wir hatten das Versprechen am Anfang den Leuten gegeben, in drei Klicks seid ihr am Ziel.“ Und das Versprechen wurde gehalten. Ein schlankes QM-System könne in kurzer Zeit implementiert werden und die Akzeptanz erhöhen.

Value-Based Healthcare: Vom Wissen zum Handeln

Elvira Häusler, Co-Gründerin von VBHC Suisse, thematisierte die Umsetzung von Value-Based Healthcare und die psychologischen Hürden dabei: „Verantwortung beginnt hier nicht mit einem Systementscheid, sondern mit einer persönlichen Entscheidung.“ Sie forderte eine Kultur, die Fehler als Lernchance begreift und psychologische Sicherheit bietet.

Perspektiven aus der Praxis: Spitex im Wandel

Tessa Müller, Präsidentin der Spitex Knonaueramt, verglich die Schweizer Herangehensweise mit der niederländischen: „Die Holländer haben damit eine Kultur entwickelt, wo man sagt, komm, wir versuchen das jetzt mal.“ In der Schweiz werde ein Projekt zuerst zu 100 % durchdacht. Sie betonte die Notwendigkeit, Digitalisierung als systemisches Umdenken zu begreifen und flexible Arbeitsmodelle zu fördern.

Digitalisierung muss Mehrwert stiften – Perspektive der Softwareanbieter

Im Streitgespräch führender Spitex-Software-Hersteller wurde deutlich: Interoperabilität, klare Standards und einheitliche Datenmodelle sind Voraussetzung für Digitalisierung, die entlastet. Die Hersteller forderten faire Ausschreibungen, produktive Partnerschaften und realistische Erwartungshaltungen gegenüber Technologie. Es wurde auch kritisch reflektiert, dass Digitalisierung keine Wunderwaffe sei, sondern ein lernintensiver Transformationsprozess – gemeinsam mit den Leistungserbringern.
Am Streitgespräch nahmen teil Otto Mayer (Geschäftsführer, Root-Service AG), Renato Wyss (Managing Director, myneva Schweiz AG), Andreas Berchthold (Leiter Spitex & Sozial, Nexus Schweiz), Philipp Buluschek (CTO, domo.health), Marielle Preiss (Co-Geschäftsführerin/Inhaberin, topCare Management AG).

25 Jahre Digitalisierung: Rückblick und Zukunftsvision

Neslihan Sali, von HCI Solutions AG, gab einen Einblick in die Entwicklung digitaler Medikationsdaten und -lösungen über die letzten 25 Jahre. Sie zeigte auf, wie hochwertige, strukturierte Daten das Fundament für Patientensicherheit und Therapiequalität bilden und wie innovative Tools die tägliche Arbeit in der Spitex unterstützen. «Es gibt jährlich 20’000 Spitaleinweisungen wegen Medikationsfehlern», so Neslihan Sali

Digitalisierung in der Praxis: Stolpersteine und Lösungen

Nadja Münzel, Präsidentin der Spitex Region Sursee, berichtete offen über Herausforderungen in der digitalen Transformation. Fehlende Standards, heterogene Systeme und hoher Schulungsaufwand verlangten pragmatische Lösungen. „Digitalisierung darf nicht zur Belastung der Pflegenden werden“, so Nadja Münzel. Sie plädierte für modulare Systeme, bessere Unterstützung durch Kantone und klare Verantwortlichkeiten – auch für Schulungen und Change-Management.

Megatrends neu denken: Die Pflege als Wertschöpfung

Katharina Hadorn, Vizepräsidentin der ASPS, forderte eine Neuausrichtung der Pflege entlang von Megatrends wie Gesundheit, Future of Work und Konnektivität. Digitalisierung müsse menschzentriert gestaltet werden. „Die Pflege ist ein Wertschöpfungsfaktor und nicht ein Kostenfaktor“, sagte Katharina Hadorn. Sie betonte die Auflösung von Fachgrenzen, neue Berufsbilder („Advanced Nursing“) sowie das Potenzial technosozialer Arbeitsmodelle für eine sinnstiftende Pflegepraxis.

Die Spitex im Brennpunkt gesellschaftlicher Veränderungen

Dr. Thomas Heiniger, Präsident von Spitex Schweiz, skizzierte die strategische Bedeutung der Spitex im Spannungsfeld von demografischem Wandel, Ambulantisierung und wachsender gesellschaftlicher Vielfalt. Die Nachfrage nach Spitex-Leistungen wachse überproportional – auch bei Jüngeren – und führe zu Fachkräftemangel und Finanzierungsdruck. „Die Spitex von morgen – und übermorgen – wird eine vernetzte, patientenorientierte Full-Service-Anbieterin sein“, schloss der Präsident von Spitex Schweiz.

Fazit

Die Fachtagung „Zukunft: Spitex“ zeichnete ein facettenreiches Bild der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Bereich der ambulanten Pflege. Alle Referierenden betonten die Notwendigkeit, Digitalisierung, Qualitätsentwicklung und Wertorientierung nicht als technische Projekte, sondern als kulturellen Wandel zu begreifen – mit der Spitex im Zentrum eines vernetzten, menschenzentrierten Gesundheitssystems.


Organisiert haben die Veranstaltung


Dieser Beitrag wurde durch meetingmetrics.ai generiert. Meeting Meetrics ist eine KI-gestützte Lösung, die Meetings effizienter macht – durch automatische Zusammenfassungen, klare Aufgaben und sicheren Wissenstransfer, ganz ohne Gesprächsunterbrechung.