Zielbild des digitalen Gesundheitswesens

Die digitale Transformation im Schweizer Gesundheitswesen ist dringend notwendig, um Medienbrüche zu überwinden und die Effizienz sowie die Qualität der Versorgung zu steigern. Das Programm DigiSanté des Bundes zielt darauf ab, einen nationalen Gesundheitsdatenraum zu schaffen, der nahtlose Datenflüsse ermöglicht und die Grundlage für ein lernendes Gesundheitssystem legt. Dabei werden auch die spezifischen Herausforderungen und Chancen für die ambulante Pflege beleuchtet.
Dr. Katrin Crameri, MPH, Co-Leitung Programm DigiSanté, Abteilung Digitale Transformation, Bundesamt für Gesundheit
Aktuelle Herausforderungen und das Zielbild
Obwohl das Schweizer Gesundheitswesen in vielen Bereichen digitalisiert ist, bestehen erhebliche Medienbrüche und fragmentierte Datensilos. Dies führt zu manuellem Aufwand, Ineffizienz und erschwert die Nutzung von Daten zur Verbesserung der Versorgung. Im Vergleich zu Ländern wie Estland oder Dänemark besteht grosser Aufholbedarf bei der nahtlosen Vernetzung. Ziel ist ein System, in dem berechtigte Personen in Echtzeit auf Patientendaten zugreifen können, um ihre Arbeit zu erleichtern und die Behandlung zu verbessern. Gleichzeitig sollen diese Daten für die Steuerung des Gesundheitssystems und die Forschung nutzbar gemacht werden.
«Leider fehlen die digitalen Durchgänge. Wir haben etliche Medienbrüche im System, die dazu führen, dass manuell Hand angelegt werden muss, dass PDFs abgetippt werden müssen.»
Dr. Katrin Crameri
DigiSanté: Strategie und Gesundheitsdatenraum
Das Programm DigiSanté, initiiert vom EDI, BAG und BFS, ist die Antwort auf den Druck zur Entwicklung einer nationalen Digitalisierungsstrategie im Gesundheitswesen. Kernziele sind die Vorgabe von Standards und Spezifikationen für Daten, Austauschformate und technische Schnittstellen über die Bereiche Versorgung, Abrechnung und Behördenleistungen hinweg. Ein zentraler Bestandteil ist der Aufbau eines Gesundheitsdatenraums, der technische Basisdienste (z.B. Authentisierung, Autorisierung) und fachliche Durchstiche (z.B. E-Medikation) bereitstellt. Dieser Datenraum soll primär die gerichtete, medienbruchfreie B2B-Kommunikation ermöglichen und die sekundäre Datennutzung für Forschung, Planung und Qualitätssicherung fördern. Das Programm ist auf zehn Jahre angelegt und mit einem Budget von 630 Millionen Franken ausgestattet.
«Das mittel- bis langfristige Ziel ist, dass wir von der aktiven Meldung wegkommen, sondern die Daten automatisiert holen, wenn sie zur Abholung bereit sind.
Dr. Katrin Crameri
Datenflüsse und Anwendungsbeispiele
Der Gesundheitsdatenraum unterscheidet sich vom Elektronischen Patientendossier (EPD). Während das EPD als Langzeitspeicher für Patienten und für ungerichtete Kommunikation (z.B. Medikationsplan am Kühlschrank) dient, fokussiert der Gesundheitsdatenraum auf die gerichtete Kommunikation und B2B-Prozesse (z.B. Spitalüberweisungen). Das EPD ist integraler Bestandteil, wird aber nicht durch DigiSanté finanziert. Die E-Medikation dient als Beispiel für einen Prozess, der aktuell stark fragmentiert ist (Zulassung, OKP-Liste, Verschreibung, Abgabe, Abrechnung). DigiSanté strebt hier durchgängige digitale Strukturen an, um Informationen über die gesamte Kette hinweg verfügbar zu machen, bis hin zur Unterstützung der Versorgungssicherheit.
«Alle Informationen zu den Medikamenten fliessen im Moment an ganz vielen verschiedenen Orten, aber eben nicht zusammen.»
Dr. Katrin Crameri
Schnittstellen zur Spitex und zentrale Herausforderungen
Die Spitex hat klare Zukunftsvisionen für digitale Prozesse, wie die strukturierte Übermittlung von Patientendaten und Medikationsplänen von anderen Gesundheitseinrichtungen. Die aktuelle Realität ist jedoch oft von manuellen Prozessen geprägt. Die zentralen Herausforderungen für die digitale Transformation, auch in der Spitex, liegen in der Strukturierung und Standardisierung von Daten at the source in den Primärsystemen, der Ausrüstung dieser Systeme mit notwendigen Schnittstellen, dem Wettbewerb zwischen verschiedenen Standards und der Durchsetzung nationaler Vorgaben. Der Bund setzt auf die Zusammenarbeit mit der Branche, unter anderem durch ein neu eingerichtetes Branchengremium, um gemeinsame Ziele zu formulieren und Widerstände zu überwinden.
«Die Strukturierung und Standardisierung von Daten at the source. Wenn wir sagen, ihr müsst standardisierte Daten schicken, dann fragt mich heute der niedergelassene Arzt: Da habe ich Freitext, oder?»
Dr. Katrin Crameri
Fazit: Zeit für Veränderungen und gemeinsame Verantwortung
Die digitale Transformation ist eine Verwaltungsreform, die Zeit braucht, aber unumgänglich ist. Geschäftsmodelle, die sich nicht anpassen, werden angesichts der rasanten Entwicklung, insbesondere durch KI, nicht überlebensfähig sein. Es bedarf einer mehrheitsfähigen, übergeordneten Strategie, für die BAG und BFS nun Verantwortung übernehmen. Die gemeinsame Verantwortung der gesamten Branche ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung, auch wenn dabei die Interessen Einzelner zugunsten des Gesamtsystems zurücktreten müssen.
«Es ist Zeit für Veränderungen. Geschäftsmodelle, die in dem Hier und Jetzt verharren, sindin ein paar Jahren nicht mehr überlebensfähig.»
Dr. Katrin Crameri
Key take aways
- Das Schweizer Gesundheitswesen leidet unter Medienbrüchen und fragmentierten Datensilos, was eine umfassende digitale Transformation erfordert, um Effizienz und Qualität zu steigern.
- Das Programm DigiSanté ist die nationale Strategie des Bundes zur Schaffung eines Gesundheitsdatenraums durch Standardisierung, Infrastruktur und gesetzliche Anpassungen, um nahtlose Datenflüsse und sekundäre Datennutzung zu ermöglichen.
- Zentrale Herausforderungen liegen in der Standardisierung und Strukturierung von Daten direkt in den Primärsystemen sowie der notwendigen Konnektivität dieser Systeme.
- Die erfolgreiche Umsetzung von DigiSanté hängt stark vom Engagement und der Zusammenarbeit der gesamten Branche ab, um gemeinsame Ziele zu erreichen und Widerstände gegen Transparenz und Standardisierung zu überwinden.
- Die digitale Zukunft, beeinflusst durch KI, erfordert eine gemeinsame, vorausschauende Strategie, da traditionelle Geschäftsmodelle nicht zukunftsfähig sind.
Service
Dieser Beitrag wurde durch meetingmetrics.ai generiert. Meeting Meetrics ist eine KI-gestützte Lösung, die Meetings effizienter macht – durch automatische Zusammenfassungen, klare Aufgaben und sicheren Wissenstransfer, ganz ohne Gesprächsunterbrechung.