Streitgespräch der führenden Spitex-Software-Hersteller

Die Digitalisierung der Spitex schreitet voran, doch der Weg zur vernetzten, datengestützten Pflege ist komplex. In einem „Streitgespräch“ beleuchteten führende Software-Hersteller die zentralen Themen Cloud, Datensicherheit, KI und Datenverbindung. Dabei wurde deutlich: Technologie ist ein entscheidender Hebel zur Bewältigung der Herausforderungen wie Fachkräftemangel und steigender Nachfrage, erfordert aber klare Rahmenbedingungen, Vertrauen und die Bewahrung des menschlichen Faktors. Die Diskussion zeigte, dass die Zukunft der Spitex untrennbar mit der intelligenten Nutzung von Daten und dem Einsatz moderner Technologien verbunden ist. Die Referenten präsentierten ihre Perspektiven auf die drängendsten Fragen und die Visionen für die kommenden Jahre.
Otto Mayer (Geschäftsführer, Root-Service AG), Renato Wyss (Managing Director, myneva Schweiz AG), Andreas Berchthold (Leiter Spitex & Sozial, Nexus Schweiz), Philipp Buluschek (CTO, domo.health), Marielle Preiss (Co-Geschäftsführerin/Inhaberin, topCare Management AG)
Daten als Grundlage der modernen Pflege
Die zentrale Verfügbarkeit und Vernetzung von Daten in der Cloud wird als essenziell für die Weiterentwicklung der Spitex betrachtet. Sie bildet die Basis für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und ermöglicht eine verbesserte Pflegequalität durch frühere Risikoerkennung und beschleunigte Forschung. Gleichzeitig birgt die Zentralisierung grosse Risiken, was hohe Sicherheitsstandards und verantwortungsvollen Datenschutz unerlässlich machen.

«Tatsächlich steht die Cloud für zentral verfügbare Daten und Dienste, auch über Organisationsgrenzen hinweg.»
Otto Mayer
Datensicherheit, Souveränität und Vertrauen
Mit der zunehmenden Digitalisierung und der Nutzung von KI gewinnen Datensicherheit und Datensouveränität enorm an Bedeutung. Angesichts des Fachkräftemangels und der steigenden Klientenzahlen ist Technologie, insbesondere KI, notwendig, um die ambulante Pflege zukunftssicher zu gestalten. Dies erfordert jedoch eine solide Datengrundlage und klare Regeln für den Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten. Transparenz über Datenflüsse und Zugriffsberechtigungen sowie die Schaffung von Vertrauen bei Klienten sind dabei zentrale Herausforderungen.

«Nur wenn Unternehmen wissen, wo die Daten liegen und wer darauf Zugriff hat, insbesondere in diesen Ökosystemplattformen, können wir diese Technologie sinnvoll und verantwortungsvoll einsetzen.»
Renato Wyss
KI zur Effizienzsteigerung und Entlastung
Ein konkretes Anwendungsfeld für KI in der Spitex ist die Pflegedokumentation. Angesichts des hohen Zeitaufwands für administrative Tätigkeiten (geschäftz 30 bis 33%) bietet KI das Potenzial, diesen Anteil signifikant zu reduzieren. Technologien wie Speech-to-Text, Speech-to-Structure und Speech-to-Semantics können die Dokumentation vereinfachen und automatisieren, indem sie gesprochene Sprache verstehen, strukturieren und den relevanten Kontext erkennen. Die Vision ist eine automatische Dokumentation, die von der Pflegeperson lediglich bestätigt werden muss, um mehr Zeit für die direkte Klientenbetreuung zu gewinnen.

«30 bis 33 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringt die Pflege mit dem Dokumentieren verbringen. Diese 33 Prozent sollten wir reduzieren.»
Andreas Berchtold
Echtzeitdaten und vernetzte Prozesse
Philipp Buluschek brachte in seinem Beitrag „Echtzeitdaten in der Spitex der Zukunft“ einen wichtigen Aspekt ein: den effizienten Umgang mit fragmentierten Datenströmen. Er skizzierte drei wesentliche Herausforderungen:
- Den enormen Zeit- und Effizienzdruck, der u.a. durch den Fachkräftemangel entsteht,
- Die Notwendigkeit, von einem reaktiven zu einem proaktiven Gesundheitssystem zu wechseln, um etwa chronische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen,
- Und die Problematik fragmentierter Daten, die in einem einheitlichen System zusammengeführt werden müssen
Als zentrale Lösung sieht er die Schaffung einer vernetzten Datenplattform, die alle relevanten Informationen – von der automatisierten Pflegedokumentation bis zu den von KI generierten Erkenntnissen – in Echtzeit bereitstellt. Dabei betont er, wie essenziell die Kooperation zwischen den verschiedenen IT-Herstellern ist, da ein integriertes System nur durch abgestimmte Schnittstellen und gemeinsame Standards realisiert werden kann.

«Die Vision ist, dass alle Akteure – von den spezialisierten Spitex-Diensten bis zu den IT-Entwicklern – durch vernetzte Daten schneller und effizienter arbeiten können.»
Philipp Buluschek
Vernetzung und die Vision einer Datenplattform
Die aktuelle Situation ist geprägt von fragmentierten Daten und Systemen bei den verschiedenen Akteuren rund um den Klienten. Obwohl bereits Standards wie der Chip-Connector oder der eMediPlan existieren, sind Schnittstellen oft aufwendig und teuer. Die Vision ist eine zentrale Datenplattform, die alle Stakeholder in Echtzeit mit den benötigten Daten in der passenden Struktur versorgt. Dies erfordert die Zusammenführung von Informationen aus vielfältigen Quellen, einschliesslich Klienten (Self-Management, PROMs) und Angehörigen. Die Realisierung einer solchen Plattform wird durch neue Technologien wie KI, die Zusammenarbeit der Akteure und die Finanzierung durch den Bund (z.B. DigiSanté) als möglich erachtet, idealerweise vor 2035.

«Die Vision ist eine Datenplattform, die alle Stakeholder mit den Daten bedient und den Datenstrukturen bedient, die die sie benötigen.»
Marielle Preiss
Herausforderungen und der menschliche Faktor
Die Diskussion zeigte auch, dass die Umsetzung dieser Visionen Herausforderungen birgt, darunter die Notwendigkeit einer soliden Datenbasis, klare Vorgaben vom Bund und die Finanzierung. Während einige die Rolle des Bundes eher in der Bereitstellung von Infrastruktur sehen, betonen andere die Notwendigkeit von spezifischen Lösungen für die vielfältigen Spitex-Prozesse. Einigkeit herrschte darüber, dass bei aller Technologie der menschliche Faktor, Empathie und Wärme in der Pflege unverzichtbar bleiben. KI und Robotik sollten als Werkzeuge verstanden werden, die Pflegekräfte entlasten, um ihnen mehr Zeit für die direkte Zuwendung zu ermöglichen.
Key take aways:
- Die Digitalisierung und der Einsatz von KI sind entscheidend, um die Herausforderungen der Spitex (Fachkräftemangel, steigende Nachfrage) zu bewältigen und die Effizienz zu steigern.
- Eine zentrale, vernetzte Datenbasis in der Cloud ist die Grundlage für zukünftige Anwendungen, erfordert aber höchste Standards bei Sicherheit, Souveränität und Datenschutz.
- KI bietet konkrete Potenziale zur Automatisierung administrativer Aufgaben, insbesondere in der Pflegedokumentation, um Pflegekräfte zu entlasten.
- Die Vision einer umfassenden Datenplattform, die alle Akteure verbindet, erfordert Standardisierung, Zusammenarbeit zwischen Software-Herstellern, Verbänden und dem Bund sowie die Einbindung von Klienten und Angehörigen.
- Trotz aller Technologie bleibt der menschliche Aspekt der Pflege zentral; KI und Robotik sollten als unterstützende Werkzeuge verstanden werden, die Zeit für Empathie freisetzen.
Service
Dieser Beitrag wurde durch meetingmetrics.ai generiert. Meeting Meetrics ist eine KI-gestützte Lösung, die Meetings effizienter macht – durch automatische Zusammenfassungen, klare Aufgaben und sicheren Wissenstransfer, ganz ohne Gesprächsunterbrechung.