WTT Young Leader Award 2023
Ostschweizer Fachhochschule setzt auf Forschung und Praxis – Studierende machen bei Firmen Ernst

Hanf und Türen siegen und profitieren von den Ideen der Praxisteams der Wissenstransferstelle der Fachhochschule Ost. Sechs von 44 Teams, die für Unternehmen spezifische Probleme gelöst haben, trafen sich im Finale, wo die Sieger ihre Auszeichnungen entgegengenommen haben.

Stefan Borkert
Drucken
Die Finalisten des WTT Young Leader Award 2023 verabschieden sich in der Tonhalle St. Gallen.

Die Finalisten des WTT Young Leader Award 2023 verabschieden sich in der Tonhalle St. Gallen.

Bild: Arthur Gamsa

Die Gewinner stehen fest. Je drei Projektgruppen oder Praxisteams von Studierenden hatten es in das Finale des WTT Young Leader Award 2023 der Ostschweizer Fachhochschule (Ost) geschafft. Die Podestplätze, die in der Tonhalle St.Gallen bekannt gegeben wurden, sind mit insgesamt 22’000 Franken dotiert. Im Bereich Marktforschung entschied sich die Jury für das Projektteam, das für die Swiss Gate AG gearbeitet hat. Das Team gewann zudem den Publikums-Award. Auf Platz zwei landete hier das Team Ernst Sutter AG und auf drei das Team für die Technischen Betriebe Wil.

Die beste Managementkonzeption wurde dem Studierendenteam zugesprochen, das für die Internorm AG strategische Ideen entwickelt hat. Den zweiten Rang erhielt hier das Team für die Jansen AG und auf dem dritten Platz landete das Team für die Spitex St.Gallen AG.

Nicht dabei sein konnte, weil erkrankt, Claudia Brönimann, die Leiterin des Kompetenzzentrums Wissenstransfer und Innovation (WTT). Sie wurde vom Radio- und Fernsehmann Daniel Sager vertreten. Sponsoren und Wirtschaftsvertreter lobten die Arbeit aller Teams, während die Investoren und Mehrfachunternehmer Tobias Reichmuth und Alan Frei über Innovation und New Business sprachen.

«Das Team ist entscheidender als die Idee»

Wobei Frei gerade unter Wintersportlern wandelt und sich als Curler für die Philippinen für Olympia 2026 qualifizieren möchte. Reichmuth plädierte für ständigen Wandel, Bewegung und Innovation. «Wenn es gut läuft, dann suche etwas Neues», sagte er und man müsse sich selbst immer wieder neu erfinden. Und ausserdem sei zunächst das Team wichtiger als die Idee, erklärte er die Beurteilung von Start-ups auch als Juror bei der Sendung «Die Höhle der Löwen.»

Das Siegerteam konnte im Sinne von Wandel und Innovation der Swiss Gate AG auf die Sprünge helfen. Hanfprodukte haben eine starke Nachfrage. Swiss Gate sieht deshalb noch mehr Wachstumsmöglichkeiten und engagierte ein Projektteam der Ost, um Markt, Kundenmeinungen und -verhalten besser zu verstehen.

In der Kategorie Marktforschung hat das Team Swiss Gate gewonnen, das auch mit dem Publikums Award ausgezeichnet wurde.

In der Kategorie Marktforschung hat das Team Swiss Gate gewonnen, das auch mit dem Publikums Award ausgezeichnet wurde.

Bild: Arthur Gamsa

Hanf kommt besser weg als Cannabis

Auf dem Cannabismarkt in der Schweiz liegt also Potenzial brach, das es zu nutzen gilt. Aktuell dominieren ideologische Diskussionen das Thema, während pragmatische Ansätze oft fehlen. Beim Praxisteam hiess es, dass Strassenbefragungen ergeben haben, dass die Mehrheit der befragten Personen bereits legale Hanfprodukte konsumiert hat. Es fand auch heraus, dass der Begriff «Hanf» deutlich besser wahrgenommen wird als der Begriff «Cannabis». Was also Swiss Gate nutzen könne, seien «gesundheitliche Vorteile», «qualitative Hochwertigkeit» und «Natürlichkeit» des Produkts. Weiter ergaben die Analysen, dass die Bereitschaft für den Kauf legaler Hanfprodukte zwischen neutral und hoch liegt.

Das Team Internorm hat den ersten Preis in der Kategorie Managementkonzeption erreicht.

Das Team Internorm hat den ersten Preis in der Kategorie Managementkonzeption erreicht.

Bild: Arthur Gamsa

Die beste Managementkonzeption wurde dem Studierendenteam zugesprochen, das für die Internorm AG Ideen für Dienstleistungsmodelle entwickelt hat. Die Internorm AG wickelt ihre Serviceleistungen, wie die Montage oder das Um- und Aufrüsten von Fenstern und Haustüren, ausschliesslich über die Vertriebspartner ab. Im Sinne einer strategischen Weiterentwicklung sollte eruiert werden, ob und in welcher Form eigene Serviceleistungen realisiert werden könnten.

Die Internorm AG mit Sitz in Hunzenschwil ist eine Niederlassung der Internorm International GmbH, einem der führenden europäischen Hersteller für Fenster und Haustüren. 150 Vertriebspartner stellen den Vertrieb der in Österreich gefertigten Produkte sicher.

Neues Angebot für Fenster und Türen

Aus der Analyse bestehender Dienstleistungsmodelle arbeitete das Team sechs Entwicklungsfelder heraus, die mit einer Vertriebspartner-Befragung auf die Umsetzbarkeit überprüft wurden. So ergab sich, dass eine Entlastung im Tagesgeschäft gewünscht wird. Allerdings sahen sowohl Vertriebspartner als auch Immobilienunternehmen nur begrenztes Potenzial bei der Digitalisierung. Rund zwei Drittel der befragten Vertriebspartner geben an, dass sie bei Kapazitätsengpässen Serviceaufträge an die Internorm weiterleiten würden.

Auf Basis der Analyse und der Erkenntnisse aus den Interviews ist in Kombination mit bestehenden Markteinflüssen ein Dienstleistungssystem für die Internorm AG konzipiert worden. Das Team hat unter anderem sieben modulare Dienstleistungskomponenten entwickelt, welche die einzelnen Prozessschritte sequenziell unterstützen. Die Handlungsempfehlungen zielen demnach einerseits auf den Aufbau des integrierten Dienstleistungssystems und andererseits auf die modulare Anwendung der Dienstleistungskomponenten ab.