notifications
Aus dem Regierungsrat

Uri ist zu klein für spezialisierte Palliative Care

In Uri kann keine zertifizierte Palliativstation geschaffen werden. In Heimen sind aber Zimmer mit Hospiz-Charakter geplant.

Menschen, die an unheilbaren, lebensbedrohlichen oder chronisch fortschreitenden Krankheiten leiden, müssen besonders betreut, behandelt und begleitet werden. Auch in Uri sind Menschen auf Palliative Care angewiesen. Allerdings ist der Kanton zu klein, um selbstständig eine zertifizierte Palliativstation im Kantonsspital Uri zu betreiben, wie die Urner Regierung mitteilt. Sie hat sich mit dem Thema einerseits aufgrund einer Interpellation von Nora Sommer (SP, Altdorf) damit auseinandergesetzt, andererseits wegen einer Petition. 2921 Personen hatten verlangt, dass im neu gebauten Kantonsspital Uri Palliative-Care-Betten geschaffen werden, damit bei Bedarf schwer kranke und sterbende Personen im Kantonsspital Uri betreut werden können.

Menschen wird in ihren letzten Stunden Beistand geleistet.
Bild: Symbolbild: Florian Arnold

Mindestens 100 Eintritte nötig

Zertifizierte Palliativstationen gibt es etwa im Spital Schwyz oder im Luzerner Kantonsspital. Diese müssen mindestens acht Betten oder mindestens 100 Eintritte pro Jahr aufweisen. Mindestens zehn Betten müssten vorhanden sein, «damit das spezifische Fachpersonal sinnvoll eingesetzt würde und die Palliativstation einigermassen wirtschaftlich betrieben werden könnte». Diese Patientenzahlen und die internationalen Standards erfüllt der Kanton Uri nicht, wie die Regierung ermittelt hat. Zur Einordnung: Im Jahr 2021 waren es sechs, 2022 total 19 Urnerinnen und Urner, die sich in Schwyz behandeln liessen.

Für die spezialisierte Palliative Care muss also über die Kantonsgrenzen hinaus zusammengearbeitet werden. Jährlich werden im benachbarten Spital Schwyz bis zu 20 Urner Palliativ-Patientinnen und -Patienten untergebracht. «Diese Zusammenarbeit soll im stationären, aber auch im ambulanten Bereich in Zukunft noch verstärkt werden», hält die Regierung fest. Dazu führe das Amt für Gesundheit zurzeit Gespräche mit dem Spital Schwyz. Zudem können Urnerinnen und Urner das Hospiz Zentralschweiz in Luzern in Anspruch nehmen.

Im Gegensatz zur spezialisieren wird im Kanton Uri sehr wohl die allgemeine Palliative Care abgedeckt. Einerseits ist da die Freiwilligenarbeit. Neben Angehörigen bieten die Gruppe Sterbebegleitung Uri und der Palliative Begleitdienst des SRK-Kantonalverbands Uri ihre unentgeltlichen Einsätze an. Andererseits leisten die Hausärztinnen und Hausärzte, Pflegeheime, die Spitex-Organisationen und frei praktizierende Pflegefachpersonen Palliative Care – genauso wie auch das Kantonsspital Uri.

35 Tage im Spital

«Entgegen der pauschalen Aussage in der Petition betreut das Kantonsspital Uri schwer kranke Menschen in einer palliativen Situation auf der regulären Bettenstation», betont die Regierung. Ein Kriterium dabei ist aber die «Spitalbedürftigkeit». Solange diese gegeben sei, könnten Patientinnen und Patienten auch im Spital bleiben. Als Beispiel nennt die Regierung eine Patientin, die 35 Tage im KSU hospitalisiert war.

Nora Sommer stellte in ihrer Interpellation infrage, ob der Kanton Uri eine gesetzliche Grundlage schaffen sollte, um Kosten für Sozialberatung, psychosoziale oder seelsorgerische Begleitung übernehmen zu können. Das hält die Regierung jedoch für überflüssig. «Die Kosten werden mehrheitlich von den Krankenversicherungen übernommen.» Und was die Ambulante Psychiatrie und Psychotherapie Uri betreffe, übernehme der Kanton die ungedeckten Kosten. Ein kantonsspezifisches Monitoring der Palliative Care braucht es aus Sicht der Regierung nicht. Auch eine Anpassung der Leistungsvereinbarung mit der Spitex Uri sieht sie nicht für angezeigt, denn diese sei bereits eine 24-Stunden-Spitex.

Trotzdem hält die Regierung fest: «Palliative Care muss stetig weiterentwickelt werden.» So wurde im April 2020 der «Aktionsplan Palliative Care Uri» verabschiedet, woraus entsprechende Massnahmen entstanden seien. Der Regierung ist auch bekannt, dass es in Urner Pflegeheimen jüngst immer wieder zu Platzmangel kam, wodurch Urnerinnen und Urner ausserhalb des Kantons temporär untergebracht werden mussten. Das gelte es in Zukunft zu verhindern. Geplant ist, in ein bis zwei Pflegeheimen Zimmer mit Hospiz-Charakter zu schaffen.

Gemeinden und Kanton diskutieren

Eine Chance bietet für Interpellantin Nora Sommer der Neubau eines Altersheims, den Altdorf und Bürglen ins Auge fassen. Die Regierung hält fest, dass die Ausgestaltung in der Kompetenz der Gemeinden liege. Aber im Rahmen des derzeit laufenden Projekts «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» prüften Kanton und Gemeinden auch solche Fragen. Auch Teil dieses Projekts sei die Frage nach einer zentralen Anlaufstelle für Palliativ-Anliegen.

Die Interpellation von Nora Sommer ist Teil der Landratssession vom 6. September.

Kommentare (0)