Glarus: Pflegeunternehmen führt 4-Tage-Woche ein

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Schwanden GLWegen Mangel an Personal: Pflegefirma führt 4-Tage-Woche ein

Nur noch vier Arbeitstage pro Woche statt fünf – und das bei voller Bezahlung. Wegen des Mangels an Pflegekräften geht ein Glarner Pflegeunternehmen nun neue Wege.

Darum gehts

  • In der Schweiz gibt es einen grossen Mangel an Pflegekräften.

  • Ein Pflegeunternehmen im Kanton Glarus geht nun neue Wege, fortan kann man vier Tage pro Woche arbeiten – in Vollzeit.

  • Weniger Schichtwechsel und weniger Übergabezeiten ermöglichen mehr Arbeit direkt mit den Patienten.

«Die Schweiz kann es sich nicht leisten, noch mehr Pflegekräfte zu verlieren», sagt Nicole Okaj. Sie ist Unternehmenssprecherin der Glarus Süd Care. Das Unternehmen bietet im Kanton Glarus Alterspflegedienstleistungen an.

Wie viele andere Pflegeeinrichtungen leidet auch die Glarus Süd Care am Fachkräftemangel in der Pflege. In der Schweiz gibt es im Bereich der Pflege schon heute Tausende nicht besetzte Stellen. Nicht selten müssen auch bei Glarus Süd Care temporäre Kräfte einspringen, weil nicht alle Stellen besetzt werden können. Der Handlungsbedarf für Innovationen zur Mitarbeiterbindung ist also immens.

Mehr als 50 Prozent der Mitarbeiter finden Vier-Tage-Woche attraktiv

«Wir haben deshalb genau hingehört und gefragt, was unsere Mitarbeiter sich von uns wünschen», sagt Okaj. In einer Umfrage sagten 55 Prozent der Teilnehmer, dass eine Vier-Tage-Woche für sie attraktiv ist, wie bereits das «SRF Regionaljournal» berichtete.

«Gefragt, getan», sagt Okaj. Das Unternehmen geht nun neue Wege: «Bei uns ist es seit Februar möglich, Vollzeit mit nur vier Arbeitstagen pro Woche zu arbeiten.» Dabei hat man die gleiche Anzahl an Stunden, nur anders über die Woche verteilt. Effektiv verbringt man beim Modell der Vier-Tage-Woche 11,5 Stunden pro Tag auf der Arbeit – inklusive einer Stunde gesetzlich geregelter Mittagspause und zweimal 15 Minuten bezahlter Pause am Vor- und Nachmittag. Bei der Fünf-Tage-Woche sind es neun Stunden pro Tag inklusive 30 Minuten gesetzlich geregelter Mittagspause und 15 Minuten bezahlter Pause.

Mehr Zeit für die Bewohner

Die Vier-Tage-Woche ist ein Pilotprojekt, das zum Februar gestartet ist, und es dauert sechs Monate. Zurzeit wird es auf einer Station realisiert, aber ab März wird es auf eine weitere Station ausgeweitet. Von sieben Vollzeitkräften auf der Station nehmen vier am Projekt teil, ab März auf den beiden teilnehmenden Stationen insgesamt acht pflegende Vollzeitmitarbeitende.

«Schon jetzt ist klar: Durch das Modell bleibt mehr Zeit für die ganz konkrete Arbeit mit den Bewohnern», sagt Okaj. Erklärbar ist das dadurch, dass es weniger Schichtwechsel und weniger Übergabezeiten gibt. «Die Bewohner sind jetzt noch etwas irritiert. Es gibt leichte zeitliche Verschiebungen bei den Pflegeleistungen, daran müssen sich die Bewohner noch gewöhnen», erklärt Okaj.

Würdest du gerne nur vier Tage pro Woche arbeiten, auch wenn du dann mehr Stunden pro Tag arbeiten musst?

Die Vier-Tage-Woche kann ausgeweitet werden

Auch wenn sie selbst nicht in der Pflege arbeitet, hat sich auch Nicole Okaj für die Vier-Tage-Woche entschieden. «Ich möchte das nicht mehr missen. Zwar kann ich an den Arbeitstagen nach der Arbeit nicht mehr viel machen, aber dafür habe ich ja auch einen komplett freien Tag zur Verfügung.»

«Wir werden genau verfolgen, wie sich die Vier-Tage-Woche auf die Mitarbeiterzufriedenheit auswirkt.» In Zukunft könnte die Vier-Tage-Woche auch auf den Spitex und die Bereiche Gastronomie und Hotellerie ausgeweitet werden. «Wir prüfen das», sagt Okaj.

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