logo

Rekapitalisierung der Spitex St.Gallen AG

Evaluation des St.Galler Spitexprojekts abgeschlossen

Im Rahmen der Rekapitalisierung der Spitex St.Gallen AG wurde eine externe Evaluation des Spitexprojekts eingefordert. Der Evaluationsbericht mit Erkenntnissen und Empfehlungen zu fünf Themenfeldern liegt jetzt vor und wurde vom Stadtrat zur Kenntnis genommen.

Die Ostschweiz am 27. April 2024

Die Rekapitalisierung der Spitex St.Gallen AG wurde vom Stadtparlament im Sommer 2022 an Auflagen geknüpft. Unter anderem wurde eine externe Evaluation des Spitexprojekts von dessen Initiierung bis zur Übergabe der neu gegründeten Spitex St.Gallen AG an den Verwaltungsrat eingefordert, teilt die Staatskanzlei mit.

Der Stadtrat hat die Agentur Interface Politikstudien Forschung Beratung aus Luzern mit der externen Evaluation beauftragt. Diese ist nun abgeschlossen. Sie bezieht sich auf die Periode zwischen Sommer 2018, als die externe Projektleitung ihre Arbeit aufnahm, und Ende 2020. Zu jenem Zeitpunkt erfolgte die Übergabe an den Verwaltungsrat der im August 2020 gegründeten Spitex St.Gallen AG, welche am 1. Januar 2021 ihren Betrieb aufnahm.

Nach der Auswertung des Aktenmaterials fanden zehn Einzel- oder Doppelinterviews mit Schlüsselpersonen statt. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem ersten Gruppengespräch diskutiert, bewertet und ergänzt. In zwei weiteren Gruppengesprächen wurden Erkenntnisse und Empfehlungen zuhanden des Stadtrats und der Stadtverwaltung formuliert. Neben bereits interviewten Personen nahmen an den Gruppengesprächen auch weitere Projektbeteiligte und Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission (GPK) teil.

Empfehlungen gliedern sich in fünf Abschnitte

Die vertiefte inhaltliche Auseinandersetzung bot den Schlüsselpersonen und den Verantwortlichen aus Projekt, Verwaltung und Politik Gelegenheit zu einer kritischen Aufarbeitung. Der Bericht führt auch die schwierige politische Vorgeschichte und Ausgangslage des Vorhabens zur Schaffung einer Spitex- Einheitsorganisation für das ganze Stadtgebiet noch einmal vor Augen, ebenso wie die durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie verschärften Rahmenbedingungen.

Im nun vorliegenden 70-seitigen Bericht sind Erkenntnisse und Empfehlungen festgehalten. Die Empfehlungen des Evaluationsteams an den Stadtrat lassen sich in fünf Bereiche gliedern:

  • Projektmanagement und Projektcontrolling

  • Umgang mit (Interessens-)Konflikten und Widerständen

  • Planung und Umsetzung des Partizipationsauftrages auf Stufe Mitarbeitende

  • Planung und Umsetzung des Übergabeprozesses auf strategischer und operativer Ebene

  • Anwendung der Public-Corporate-Governance-Standards.

Der Stadtrat erachtet den Bericht und die darin geäusserten Empfehlungen als wertvoll für ähnlich gelagerte Grossprojekte. Aufgrund der vertieften Auseinandersetzung mit dem Evaluationsbericht zieht er folgendes Fazit:

  • Die Ausgangslage mit drei der vier Spitex-Organisationen, die dem Vorhaben ablehnend gegenüberstanden, wurde unterschätzt, ebenso wie die daraus resultierenden Risiken und Aufwände.
  • Public-Corporate-Governance-Prinzipien können in Konkurrenz zum Führungsanspruch der Politik und zu den Erwartungen der Öffentlichkeit an die Politik stehen. Je nach Situation braucht es vorübergehend eine grössere Nähe zum operativen Geschäft.
  • Bei der Wahl von Führungspersonen ist – neben externer Expertise – eine interne Beurteilung wichtig. Zudem muss ein gemeinsames Führungsverständnis von Stadt und Führungspersonen entwickelt und implementiert werden.
  • Für die Übergabe vom Projekt zum Betrieb ist einerseits eine enge Begleitung – auch wenn dies seitens der neuen Verantwortlichen auf Widerstand stösst – und andererseits die Bereitstellung von ausreichend zeitlichen und finanziellen Ressourcen notwendig.

Erfahrungen aus dem Spitexprojekt für zukünftige städtische Vorhaben

Ohne eine Gewichtung der Empfehlungen vornehmen zu wollen, hat der Stadtrat im Nachgang zum Spitexprojekt während der ersten Betriebsjahre der Spitex St.Gallen AG bezüglich Public-Corporate-Governance eine Neubeurteilung vorgenommen und aus dieser heraus eine eigenständige, differenzierte Haltung entwickelt, die sich aus den gemachten Erfahrungen speist. Offensichtlicher Ausdruck war die interimistische Übernahme des Verwaltungsratspräsidiums durch Stadträtin Sonja Lüthi und zweier weiterer Sitze im Verwaltungsrat durch zwei Kaderpersonen aus der Stadtverwaltung im Sommer 2023. An entscheidenden Wegpunkten und in krisenhaften Zeiten ist eine grössere Nähe zum operativen Geschäft erforderlich, um den städtischen Interessen Nachdruck zu verleihen und um die übergeordnete Verantwortung wahrzunehmen. Im Gegensatz dazu kann und soll sich die Stadt als Aktionärin unter normalen Umständen auf die statutarisch vorgesehenen Einflussmöglichkeiten und als Leistungsbestellerin auf die Rolle der Auftraggeberin im Leistungsvertrag beschränken.

Die externe Evaluation kommt zum Schluss, dass das Spitexprojekt mit der Gründung einer neuen Organisation und der Zusammenführung der vier bisherigen Betriebe unter diesem Dach ein ausserordentliches städtisches Vorhaben darstellte und dies mit dem Zusammenfallen mit Corona zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt umgesetzt wurde. Ebenso ist ein ähnliches Projekt in dieser Dimension und Komplexität zum heutigen Zeitpunkt nicht in Sicht. Für den Stadtrat sind die in der Evaluation gewonnenen Erkenntnisse daher nur bedingt übertragbar auf andere strategische Projekte der Stadt.

(Bild: Archiv)

Highlights

Nach Kommentar von Stefan Schmid

Interessenkonflikt beim Tagblatt-Chefredaktor?

am 07. Mai 2024
Lehrperson filmte heimlich

Nach den Übergriffen an der St.Galler «Flade» sagt Psychologe: «Wenn man nicht ernst genommen wird, kommt ein Gefühl von Ohnmacht auf»

am 08. Mai 2024
Lage entspannt sich wieder

Nach Missbrauchsskandal der Kirche sagt Thomas Franck: «Es gab sehr viele Kirchenaustritte, aber nicht so viele, wie ich persönlich befürchtet habe»

am 05. Mai 2024
DG: DG: Politik

Fragmentierung ist nicht das Problem, sondern das Wesen der digitalen Gesellschaft.

am 06. Mai 2024
Banker-Saläre

Es ist völlig in Ordnung, wenn Sergio Ermotti 14 Millionen Franken Lohn erhält

am 03. Mai 2024
Mangelndes Interesse?

Weil das Umfeld nicht vergessen werden darf: In St.Gallen sollen Angehörige psychisch Kranker ein Gehör finden

am 07. Mai 2024
20 Jahre Jubiläum

Bianca Mosimann feiert das Jubiläum ihres Coiffeurgeschäfts in St.Gallen: «Es war eine gute Zeit, und ich würde keinen Tag davon missen wollen»

am 06. Mai 2024
Zoomer Agency

Funktioniert Werbung überhaupt noch? Die St.Galler Werbeagentur sagt: «Hochwertiger Content auf TikTok geht oft unter»

am 09. Mai 2024
Serie «Warbird»

Nach einem Einsatz über Augsburg musste ein Bomber im Rheintal zur Landung ansetzen

am 08. Mai 2024
Serie «Warbird»

Der «Death Dealer»: Erster amerikanischer Bomber landet in der Schweiz

am 05. Mai 2024
Positive Dynamik fortsetzen

So sieht die neue St.Galler Departementsverteilung aus

am 08. Mai 2024
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Die Ostschweiz

«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.