Ein paar Antworten, aber auch neue Fragen: Eschenz und Wagenhausen stellen neue private Spitex-Firma vor

Über hundert Interessierte wollten am Montagabend wissen, was es mit der Parta AG auf sich hat. Die Behörden der beiden Politischen Gemeinden Eschenz und Wagenhausen sehen die private Spitex-Firma ab 2021 als neue Anbieterin für die ambulante Pflege.

Mathias Frei
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Eine Spitex-Mitarbeiterin im Einsatz. (Bild: Benjamin Manser, 9.August 2018)

Eine Spitex-Mitarbeiterin im Einsatz. (Bild: Benjamin Manser, 9.August 2018)

Hundert Minuten reichen nicht, um sich eine klare Meinung machen zu können. Hundert Minuten hat am Montagabend eine Infoveranstaltung der Politischen Gemeinden Eschenz und Wagenhausen gedauert, über hundert Interessierte sind ins Kirchgemeindehaus Stein am Rhein Burg gekommen. Thema: die private Spitex-Firma Parta AG, die ab 2021 eine Leistungsvereinbarung für die Versorgung der beiden Gemeinden mit ambulanter Pflege bekommen könnte.

Auf einige Fragen gab es Antworten, aber auch neue Fragezeichen. Ein zwiespältiger Eindruck bleibt. Werden einer Mitarbeiterin die gesamten sechseinhalb Stunden vergütet, wenn sie zwischen drei anderthalbstündigen Aufträgen je eine Leerstunde hat? Wie viele Mitarbeiterinnen wohnen heute schon in der Region, damit es keine Fahrzeiten gibt, wie viele werden mit Blick auf 2021 neu fest angestellt, wie viele auf Stundenlohn? Gibt es nur Kleinpensen oder auch Vollzeitstellen? Reicht der Mindestlohn, um auf dem umkämpften Arbeitsmarkt Personal zu finden? Wie viele Ausbildungsplätze gibt es konkret?

Behörden unzufrieden mit Verbandsführung

Harry Müller, Gemeindepräsident Wagenhausen. (Bild: Margrith Pfister-Kübler)

Harry Müller, Gemeindepräsident Wagenhausen. (Bild: Margrith Pfister-Kübler)

Wagenhausens Gemeindepräsident Harry Müller sagt, man sei nicht leichtfertig aus dem Spitex-Zweckverband ausgetreten. Die Kosten seien nicht der Hauptgrund gewesen. Vielmehr seien die beiden Gemeindebehörden unzufrieden gewesen mit der Verbandsführung. Denn:

«Die Kosten laufen aus dem Ruder, und es wird nichts gemacht.»

Diese Kosten, die den Steuerzahler betreffen, bleiben an diesem Abend aber im Dunkeln. Auf eine Frage aus dem Publikum antwortet die zuständige Gemeinderätin aus Wagenhausen, Karin Vetterli, bei der Parta bezahle man nur die bezogenen Stunden, die Kosten würden deutlich sinken. Auf Anfrage spricht sie später von Kosteneinsparungen von 20 (Eschenz) und 50 Prozent (Wagenhausen). Im Schnitt geht es dabei im Jahr um etwa 1700 Stunden für den Krankenkassen anrechenbare Leistungen, in Wagenhausen sind es etwa 3000 Stunden im Jahr. Gemeinderätin Vetterli spricht vom Wunsch eines «kleineren Ladens» – im Gegensatz zum Zweckverband – und dass man als Gemeinde näher dran sei.

Spitex-Zweckverband steht vor der Auflösung

Wie Ende Januar 2019 bekannt wurde, haben mit Eschenz, Wagenhausen, Steckborn und Mammern vier von sieben Trägergemeinden der Spitex Thurgau Nordwest (TGN) ihren Austritt per Ende 2020 eingereicht. Eschenz und Wagenhausen kündigten an, in Zukunft mit privaten Anbietern zusammenzuarbeiten. Die Betriebskommission der Spitex TGN hat angekündigt, den Delegierten die Verbandsauflösung per Ende 2020 zu beantragen. Die Verbandsgemeinden Diessenhofen, Schlatt und Basadingen-Schlattingen beurteilen die angekündigte Auflösung als «nicht sehr erfreulich». (ma)

Private Spitex-Firma putzt auch Fenster

Die Parta AG ist vor über 30 Jahren gegründet worden. Seit kurzem ist sie eine Tochterfirma der Diakonie Bethanien aus Zürich, einer Sozialinstitution mit evangelisch-christlichem Hintergrund. Parta hat den Sitz in St. Gallen und eine Niederlassung in Weinfelden. Im Thurgau hat Parta im vergangenen Jahr 10'500 Stunden Krankenkassen verrechnet, in der Hauswirtschaft waren es 16'000 Stunden. In der Pflege ist die Stundenzahl steigend, in der Hauswirtschaft leicht sinkend. Ein Stützpunkt in Eschenz oder Wagenhausen ist nicht geplant. Denn die Mitarbeiterinnen würden kundenwohnortnah eingesetzt, erklärt Parta-Geschäftsführerin Claudia Brunner.

«Wir sind gemeinnützig, aber müssen auch überleben», sagt sie und wirkt wortgewandt. Sie verkauft die Parta AG bestens.

«Sie sehen, wir kommen vom Fach.»

Und im Gegensatz zur öffentlichen Spitex putze man auch Fenster. Da sei man sich nicht zu schade, ohne jedoch ein günstiges Putzinstitut zu sein. Mit Kritik kann sie hingegen weniger gut umgehen. Bei einem Votum wird sie richtig ungehalten, wofür sie sich später auch entschuldigt.

Ob dieser Abend reicht, um die Stimmbürger an den Gemeindeversammlungen von Eschenz (20. Mai) und Wagenhausen (23. Mai) vom Austritt aus dem Spitex-Zweckverband und vom Abschluss mit Parta zu überzeugen, wird sich zeigen.