Die Reise zu Value-Based Healthcare

In ihrem Vortrag beleuchtet Elvira Häusler nicht primär das Konzept von Value-Based Healthcare (VBHC) selbst, sondern widmet sich der entscheidenden Frage: Was braucht es wirklich, um einen solch fundamentalen Wandel im Gesundheitswesen erfolgreich umzusetzen? Angesichts einer Informationsflut, die uns zwar Wissen liefert, aber oft die Umsetzung erschwert, identifiziert sie fünf zentrale Beobachtungen, die uns auf dem Weg zu einem wertebasierten Gesundheitssystem im Weg stehen können und zeigt auf, wie wir diese überwinden können.
Elvira Häusler, Co-Gründerin und Vizepräsidentin, VBHC Suisse
Die Lücke zwischen Wissen und Handeln
Wir leben im Zeitalter der Information, in dem Wissen jederzeit verfügbar ist. Wir sind bestens über Herausforderungen und mögliche Lösungen im Gesundheitswesen informiert. Dennoch fällt die Umsetzung oft schwer. Dieser Überfluss an Informationen und Optionen führt zu Entscheidungsmüdigkeit (Decision Fatigue) und einem funktionalen Erstarren (Functional Freeze), bei dem wir zwar funktionieren, aber in den Autopiloten verfallen und überlegtes, kreatives Handeln ausbleibt. Um hier herauszukommen, ist Bewusstsein für diese Mechanismen entscheidend. Das Durchbrechen des Kreislaufs durch Bewegung oder das Beginnen mit etwas anderem kann helfen, wieder handlungsfähig zu werden.
«Es mangelt uns nicht an Informationen. Es mangelt an der Umsetzung.»
Elvira Häusler
Das Spiel mit der Verantwortung beenden
Oft wird Verantwortung im System hin- und hergeschoben, begleitet von Sätzen wie „Das haben wir halt immer schon so gemacht“ oder „In der Schweiz ist das anders“. Dieses „Schwarzer Peter“-Spiel kostet dem System Energie und verhindert Fortschritt. Veränderung beginnt nicht mit einem Systementscheid, sondern mit einer persönlichen Entscheidung. Jeder Einzelne hat einen Einflussbereich, und sei er noch so klein. Die Bereitschaft, die eigene Unzufriedenheit als Anlass zur Veränderung im eigenen Wirkungskreis zu sehen, ist der erste Schritt.
«Verantwortung beginnt nicht mit einem Systementscheid, sondern mit einer persönlichen Entscheidung.»
Elvira Häusle
Mehr als nur Absicht: Psychologische Sicherheit für Wandel
Es gibt viele Pilotprojekte und Aktivitäten, doch oft basieren diese auf alten Regeln und Annahmen bei niedriger Risikobereitschaft. Dies führt zu Aktionismus, der sich im Kreis dreht, weil die eigentliche Veränderung gescheut wird. Das menschliche Gehirn strebt nach Stabilität und reagiert auf Veränderung mit Stress (Fight, Flight, Freeze), was Kreativität und Innovation blockiert. Um echte Veränderung zu ermöglichen, ist die Schaffung psychologischer Sicherheit in Teams und Organisationen unerlässlich. In solchen „Learning Zones“ kann Wandel tatsächlich stattfinden.
Den Fokus auf Stärken legen
Ein verbreitetes Problem ist der Fokus auf das, was nicht gut läuft (Negativity Bias). Dies lähmt und demotiviert. Unser Gehirn reagiert stärker auf negative Reize, selbst wenn 95% eines Projekts gut laufen. Dieser Fokus auf Defizite muss bewusst durch eine Stärkenorientierung ersetzt werden. Es reicht nicht mehr, nur einmal im Jahr Lob auszusprechen. Positive Rückmeldung muss Teil des Alltags werden, sichtbar gemacht und immer wieder ausgesprochen werden, um Teams zu befähigen und ihnen das Gefühl zu geben, Grosses erreichen zu können.
«Ein ehemaliger Chef von mir hat zum Thema Feedback gesagt: Nichts gesagt ist genug gelobt. Wir sind in einer Welt angekommen, wo das nicht mehr reicht.»
Elvira Häusler
Fehler als Lernchance begreifen
Fehler sind unvermeidlich und gehören zum Lernen dazu. Entscheidend ist der Umgang damit. In einem Umfeld, in dem Fehler bestraft werden oder vermieden werden müssen, führt dies zu Scham, Verstecken und verminderter Handlungsfähigkeit. Neurobiologisch wissen wir, dass Fehler in einem psychologisch sicheren Umfeld das Lernen enorm fördern. Bei komplexen Projekten wie VBHC werden Fehler passieren. Dies muss akzeptiert werden. Eine offene Fehlerkultur, die Fehler als Lerngelegenheit nutzt und proaktiv kommuniziert, ist daher essenziell für den Erfolg.
Umsetzung von VBHHC
Die Umsetzung von VBHC ist komplex und wird Jahre dauern. Sie erfordert das Navigieren in Unsicherheit und die Bereitschaft, Fragen zu stellen, für die es noch keine Antworten gibt. Der Erfolg hängt massgeblich von diesen „kleinen zwischenmenschlichen Dingen“ ab. Wenn wir es schaffen, Entscheidungsmüdigkeit zu überwinden, Verantwortung zu übernehmen, psychologische Sicherheit zu schaffen, Stärken zu fördern und eine offene Fehlerkultur zu leben, können wir den Wandel zu einem wertebasierten Gesundheitssystem gestalten. Die Schweiz hat das Potenzial, ihren Vorsprung auszubauen und Krisen als Chance zu nutzen, um den „Schwarzen Peter“ in einen „Joker“ zu verwandeln.
Key take aways
- Information allein führt nicht zu Veränderung; entscheidend ist die Überwindung von Entscheidungsmüdigkeit und funktionalem Erstarren durch bewusstes Handeln.
- Verantwortung für den Wandel beginnt bei jedem Einzelnen und nicht erst auf Systemebene.
- Echte Transformation erfordert psychologische Sicherheit in Teams, um über reinen Aktionismus hinauszugehen.
- Ein bewusster Fokus auf Stärken und regelmässiges, sichtbares positives Feedback sind entscheidend für die Motivation und Befähigung von Teams.
- Eine offene Fehlerkultur, die Fehler als Lernchance begreift, ist fundamental für Innovation und Fortschritt, insbesondere bei komplexen Projekten wie VBHC.
Service
Dieser Beitrag wurde durch meetingmetrics.ai generiert. Meeting Meetrics ist eine KI-gestützte Lösung, die Meetings effizienter macht – durch automatische Zusammenfassungen, klare Aufgaben und sicheren Wissenstransfer, ganz ohne Gesprächsunterbrechung.