Corona
Der Urner Gesundheitssektor setzt auf freiwilliges Testen – eine kantonale Pflicht wird aber diskutiert

Mitte Juli empfahl der Kanton den Gesundheitsinstitutionen, nicht geimpfte Angestellte regelmässig zu testen. Urner Unternehmen zeigen sich bei der Umsetzung bisher zögerlich.

Jana Arnold
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Frankreich und Italien haben sie bereits, in Grossbritannien kommt sie ab September: die Impfpflicht für gewisse Personengruppen. Von diesem Schritt hat man in der Schweiz bisher abgesehen. Ganz zufrieden scheinen Bund und Kantone mit der aktuellen Situation jedoch trotzdem nicht zu sein. Es werden Forderungen nach milderen Mitteln laut, um gefährdete Personen in Spitälern oder Altersheimen vor einer Infektion zu schützen. Der grünliberale Parteipräsident Jürg Grossen beispielsweise möchte ungeimpftes Personal mit einem Impfsticker kenntlich machen.

In Uri wird bald entschieden, ob sich ungeimpftes Personal im Gesundheitssektor regelmässig testen muss.

In Uri wird bald entschieden, ob sich ungeimpftes Personal im Gesundheitssektor regelmässig testen muss.

Symbolbild: Keystone

Der Bund wiederum empfahl den Kantonen kürzlich, eine Testpflicht für nicht genesene oder geimpfte Angestellte einzuführen. In Zürich ist dies bereits seit April gang und gäbe, der Kanton Genf hat dieselbe Vorschrift diese Woche erlassen. Auch der Kanton Uri hat sich Mitte Juli für das Anliegen ausgesprochen, jedoch nur mittels einer Empfehlung zum regelmässigen Testen. Wie wurde diese in den Urner Betrieben im Gesundheitssektor bisher umgesetzt?

Im Kantonsspital Uri setzt man zurzeit auf freiwillige Tests. Dies insbesondere, da nach eigenen Angaben bereits rund 80 bis 85 Prozent der Angestellten, die in direktem Kontakt mit Patienten stehen, geimpft seien. «Eine Testpflicht fordern wir nicht. Dies würde nicht unserer Unternehmenskultur entsprechen», so Spitaldirektor Fortunat von Planta.

«Wir können keine Personalausfälle in Kauf nehmen»

Ganz ähnlich sieht man das auch in der Bristenpraxis in Altdorf. Das regelmässige Testen sei im Betrieb wegen der Empfehlung des Kantons kürzlich wieder diskutiert worden. Da jedoch noch keine Pflicht vorliege, habe man sich schliesslich doch dagegen entschieden. «Wir können keine Personalausfälle in Kauf nehmen», so eine Praxisassistentin. «Stattdessen stellen wir durch strikte Hygienemassnahmen sicher, dass es zu keinen Infektionen kommt.» Das habe bisher gut funktioniert, es hätten sich keine Mitarbeitenden gegenseitig angesteckt. Höchste Priorität habe auch weiterhin, dass möglichst viele Angestellte sich impfen lassen. Alle Ärzte der Praxis seien bereits vollständig geimpft.

Auch was die Altersheime im Kanton anbelangt, bleiben die meisten bei einem Testen auf freiwilliger Basis. Sowohl im Rosenberg als auch im Gosmergarten müssen sich Angestellte nicht zwingend regelmässig testen. Die Spitex Uri bietet den Mitarbeitenden wöchentliche Tests an, obligatorisch sind sie jedoch nicht. Eine Ausnahme stellt das Senioren- und Gesundheitszentrum Ursern-Andermatt dar. Es schreibt seinen ungeimpften Angestellten – es sind 15 Prozent aller Mitarbeitenden – bereits jetzt einen wöchentlichen Spucktest vor. «Wir nehmen so unsere Verantwortung gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern wahr, da diese schliesslich alle zur Risikogruppe gehören», sagt Geschäftsführer Xhavit Lipay. Dementsprechend würde man auch eine Testpflicht von Seiten des Kantons begrüssen.

Kantonsarzt spricht sich für Testpflicht aus

Ob eine solche erlassen wird, dürfte sich laut Generalsekretär Roland Hartmann bald herausstellen. «Der Regierungsrat wird sich in der nächsten Zeit damit befassen.» Eine Prognose diesbezüglich könne jedoch nicht abgegeben werden. Zumindest der Kantonsarzt Jürg Bollhalder hat sich auf Anfrage für eine Testpflicht für nicht geimpftes Gesundheitspersonal ausgesprochen. Die Zentralschweizer Gesundheitsdirektoren, inklusive des Urner Amtsinhabers Christian Arnold, lehnen ein solches Obligatorium hingegen ab.