Medizinische und soziale Institutionen im Bezirk haben bestens harmoniert

Sars-CoV-2 hat alle überrumpelt. Für die Spitex Knonaueramt, die gerade Menschen, die als besonders gefährdet gelten, in ihrem häuslichen Umfeld betreut und pflegt, gab es neue Herausforderungen. Der «Anzeiger» hat nachgefragt bei Mitarbeitenden und der Leitung.

Haben totale Einsatzbereitschaft gezeigt: Debora Brunold (links) und eine Kollegin vom Spitexteam Bonstetten. (Bild zvg.)
Haben totale Einsatzbereitschaft gezeigt: Debora Brunold (links) und eine Kollegin vom Spitexteam Bonstetten. (Bild zvg.)

Die Gesprächsrunde im Spitex-Zentrum Bonstetten mit Verena Bieri, Geschäftsleiterin der Spitex Knonaueramt, sowie der Fachfrau Gesundheit Faten Rezgui und der diplomierten Pflegefachfrau Debora Brunold vom Spitexteam Bonstetten ist – Covid-19 geschuldet – klein. Man sitzt zum Interview mit dem nötigen Abstand beisammen und zieht nach drei Monaten besonders herausfordernder Arbeit eine vorläufige Bilanz.

Anzeiger: Wie präsentiert sich die Covid-19-­Situation aus Sicht der Spitex Knonaueramt aktuell?

Verena Bieri (VB): Im Moment hat sich (fast) alles beruhigt. Wir haben die schwierige Zeit der Corona-Pandemie sehr gut meistern können – dies vor allem auch dank der Unterstützung des Zivilschutzes sowie der engen Zusammenarbeit aller medizinischen und sozialen Institutionen im Bezirk Affoltern. Die Initiative dazu kam von der Spitex Knonaueramt gleich zu Beginn der ­Krise.

Sind Sie erleichtert?

VB: Ja, unbedingt. Die vergangenen drei Monate waren für alle hart und eine besondere Herausforderung für alle. Wir haben aber noch einiges aufzuarbeiten und hoffen, dass wir anlässlich der auf den 28. August verschobenen GV der Spitex Knonaueramt, das zurzeit sehr zufriedenstellende Corona-Fazit endgültig bestätigen können.

Hat sich Ihre Arbeitsweise in den vergangenen drei Wochen stark verändert?

Faten Rezgui (FR): Ja, es hat nach einer beträchtlichen Unsicherheit zu Beginn extreme Veränderungen, vor allem bei der Arbeitsweise, gebracht. Die Umstellungen waren entsprechend ­riesig.

Inwiefern?

FR: Die Schutzmassnahmen bezüglich Ansteckung waren enorm, schliesslich hatten wir nicht nur eine entsprechende Verantwortung gegenüber unseren Kunden, sondern ebenso für unsere Familie sowie für die Kolleginnen und Kollegen.

Debora Brunold (DB): Psychisch haben die Einsätze doch um einiges mehr gefordert, gerade wenn es Verdachtsfälle einer Covid-Ansteckung im persönlichen Umkreis gab.

Sie haben eine anfängliche Unsicherheit angesprochen, Frau Rezgui; wie hat sich diese geäussert?

FR: Die Informationen von allen Seiten brachten uns an die Grenzen der Verarbeitung. Zum Glück haben die Geschäftsleitung und vor allem Christine Rex, die Leiterin Pflege der Spitex Knonaueramt, diesbezüglich rasch für klare und überschaubare Verhältnisse gesorgt. Gerade die ruhige Art von Frau Rex, in der sie alles erklärt und sich für Fragen von uns Zeit genommen hat, war äusserst angenehm.

DB: Am Anfang war die allgemeine Stimmung verständlicherweise doch sehr nervös. Diese Aufgeregtheit hat sich aber rasch gelegt, weil die Info durch die Spitex-Leitung immer sehr gut und verständlich war.

Wie haben Sie die Situation so rasch in den Griff bekommen können?

VB: Wir haben in der Spitex umgehend einen Krisenstab gebildet und in der Folge uns auch regelmässig in ­Koordinationsgesprächen mit den anderen medizinischen und sozialen Institutionen im Bezirk ausgetauscht, um ­sichere und gute Informationen geben zu können. Die Informationen von aussen, vom BAG (Bundesamt für Gesundheit), der GD (Gesundheitsdirektion) und den Verbänden mussten täglich gesichtet, beurteilt und aufbereitet werden: Was heisst das für unsere Spitex, unsere Mitarbeitenden und unsere Kunden? Wir mussten immer fortwährend und rasch Entscheidungen treffen.

Kam es zu personellen Engpässen oder konnte das Arbeitspensum gut bewältigt werden?

VB: Es gab immer wieder kurzzeitige Ausfälle, aber Pensumerhöhungen waren keine nötig. Gleichzeitig reduzierte sich die Anfrage nach Leistungen deutlich. Durch den Behandlungsstopp in den Spitälern brauchte es weniger Nachversorgung bei den Menschen zu Hause und es passierten im Shutdown auch weniger Unfälle. Wir hatten nur einige wenige Kundinnen und Kunden mit Covid-19 zu betreuen.

War die Spitex jederzeit mit ausreichend Schutzmasken und Desinfektionsmittel eingedeckt?

VB: Am Anfang kamen wir bei den Schutzmasken etwas an den Anschlag, was die Sorge um den Nachschub betraf und daher eine knappe Zuteilung aus Ressourcengründen bedingte. Aber dank der guten Koordination aller Bezirks-Institutionen gab es gesamthaft genügend Masken und Material. An Desinfektionsmitteln hat es zu keiner Zeit gefehlt.

Wie war es, plötzlich unter neuen, strengeren Hygienemassnahmen zu arbeiten?

FR: Es war ein Umgewöhnen nötig; gängige Abläufe hatten durch neue Abwicklungen ersetzt zu werden.

DB: Allein das Tragen der Schutzmaske den ganzen Tag über war und ist immer noch höchst anstrengend. Gleichzeitig wurde dadurch die Verständlichkeit erschwert, besonders für schwerhörige Kunden, die so nicht mehr von den Lippen ablesen konnten.

FR: Auch die Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist mit einer Schutzmaske schwieriger, da die Mimik (Gesichtsausdruck) fehlt.

Wie haben die Klienten auf die Sicherheitsmassnahmen reagiert?

FR: Die Reaktionen etlicher Kunden waren von Furcht geprägt; am Anfang, als wir mit Schutzmasken ankamen, gab es Kunden, die uns erst gar nicht in die Wohnung lassen wollten.

Leidet unter den Massnahmen das Persönliche bei Betreuung und Pflege?

DB: Auf jeden Fall. Allein schon die Begrüssung und Verabschiedung durch den Handschlag fehlt sehr. In palliativen Situationen fehlt die Berührung sehr, neben den betroffenen Menschen konnten auch Angehörige nicht berührt werden. Pflege ist immer Beziehungsarbeit und in traurigen Situationen ist z.B. das Händehalten einfach wichtig.

Und wie ist das Arbeiten im Betreuungs- und Pflegedienst heute?

DB: Alle haben sich an die Situation gewöhnt und es hat sich alles weitgehend entspannt. Das ist sehr angenehm und vorteilhaft.

FR: Dank gut funktionierender Gruppendynamik haben wir Kolleginnen und Kollegen uns sehr gut gegenseitig unterstützt. So kommt mir das Ganze heute fast als eine Art naturnahes Experiment vor.

VB: Wir haben einmal mehr feststellen dürfen, dass wir tolle, mitdenkende und innovative Mitarbeitende haben. Alleine der Fortschritt mit der Technik machte einen Sprung. Videokonferenzen sind plötzlich selbstverständlich. Mit grossartigem Einsatz, Teamgeist und Solidarität konnte der Ausnahmezustand sehr gut bewältigt werden. Unsere Kundinnen und Kunden waren jederzeit optimal betreut und die Gemeinden konnten sich auf uns als Partnerin verlassen.

Spitex Knonaueramt, Telefon 044 762 50 40, E-Mail: info@spitexka.ch, Web: wwwspitexka.ch

 

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