Zürich hat seinen ersten Corona-Todesfall – Behörden rechnen mit weiteren Infizierten in Pflegheimen

In einem Pflegezentrum der Stadt Zürich ist ein mit dem Coronavirus infizierter betagter Patient gestorben. Der Mann wollte nur palliativ behandelt werden.

Alois Feusi
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Annick Ramp / NZZ

Ein 88-jähriger Mann ist der erste Tote im Kanton Zürich, der positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Rentner mit Jahrgang 1931 litt unter verschiedenen Vorerkrankungen und war schon vor der Corona-Diagnose auf eigenen Wunsch nur noch palliativ behandelt worden. Das heisst, das medizinische Personal verabreichte dem Mann nur noch Medikamente zur Linderung des Schmerzes und der Atemnot sowie zur Beruhigung. «Wenn das ein bewusster Entscheid ist, ist das in Ordnung», erklärte Gabriela Bieri-Brüning, die ärztliche Direktorin der Pflegezentren der Stadt Zürich, am Montagnachmittag auf telefonische Anfrage.

Überträger unbekannt

Unter welchen Krankheiten der Mann gelitten hatte und in welchem Pflegezentrum er lag, teilten die Behörden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht mit. Woher und wie das Coronavirus in die geriatrische Einrichtung kam, lasse sich vermutlich nie herausfinden, sagte die stellvertretende Kantonsärztin Christine Meier. Es könne sowohl eine Pflegeperson als auch ein Besucher oder eine Besucherin gewesen sein. Das von der Stadt Zürich und der Gesundheitsdirektion erlassene Besuchsverbot für alle Spitäler, Alters- und Pflegeheime sowie Behinderteneinrichtungen ist erst seit dem vergangenen Freitag in Kraft, und die Inkubationszeit kann bis zu 14 Tage dauern.

Sicher sei allerdings, dass der Patient nicht von einer anderen betagten Person angesteckt worden sei, sagte Gabriela Bieri-Brüning. Anders als bei jungen Leuten, die das Virus tragen können, ohne Krankheitszeichen zu zeigen, reagieren alte Menschen stets mit Husten oder Fieber auf Covid-19. Alle Bewohner der Zürcher Pflegeheime mit solchen Symptomen werden zurzeit getestet. Bieri-Brüning rechnet stark damit, dass dabei weitere Corona-Fälle entdeckt werden.

Lauter Hochrisikopatienten

Der Todesfall habe natürlich beim betreuenden Personal ebenso wie bei den Gesundheitsbehörden Betroffenheit ausgelöst, sagte die oberste Ärztin der acht Pflegezentren und zwölf Pflegewohngruppen der Stadt Zürich weiter. Man habe gehofft, dass die Zürcher Pflegeeinrichtungen noch etwas länger ohne Infektionen hätten bleiben können. «Aber unsere knapp 1600 Bewohner sind halt alles Hochrisikopatienten.»

Ähnliches gilt auch für die etwa 2400 nicht pflegebedürftigen Bewohner der rund zwei Dutzend städtischen Alterszentren. Auch sie sollten keinesfalls mit dem Coronavirus in Kontakt kommen; schliesslich sind Menschen über 70 Jahre besonders anfällig für die fatale Krankheit.

Keine zusätzlichen Massnahmen

Die stellvertretende Kantonsärztin Meier sieht nach dem Todesfall vom Sonntag keinen Anlass für eine Verschärfung der seit Freitag geltenden Sicherheitsvorkehrungen. «In den letzten Tagen haben wir alles eingeführt, was es braucht in dieser Situation. Es gilt ein Besucherstopp, die Hygienemassnahmen wurden weiter verstärkt, und es steht ausreichend Schutzmaterial zur Verfügung.»

Eine zusätzliche Massnahme wurde am Montag aber doch noch eingeführt. Jetzt müssen nämlich sämtliche Angestellten in den städtischen Pflegeeinrichtungen, Spitälern und bei der öffentlichen Spitex während der Arbeit ständig Masken tragen. Bisher hatte diese Vorschrift nur für Personen mit Erkältungssymptomen gegolten. Sie selber trage auch in ihrem Büro und sogar beim Telefonieren eine Schutzmaske, sagte Gabriela Bieri-Brüning. Das Coronavirus ist in der Gesellschaft angekommen.