GESUNDHEIT
Patientendossier: Parlament nimmt Gesundheitspersonal in die Pflicht

Das Patientendossier hätte schon längst eingeführt werden sollen. Nun verliert das Parlament langsam die Geduld. Es hat entschieden, das gesamte Gesundheitspersonal in die Pflicht zu nehmen.

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Mit einem Klick auf dem neuesten Stand der Krankheitsgeschichte eines Patienten: Die Hoffnungen in das elektronische Patientendossier sind gross. (Symbolbild)

Mit einem Klick auf dem neuesten Stand der Krankheitsgeschichte eines Patienten: Die Hoffnungen in das elektronische Patientendossier sind gross. (Symbolbild)

Keystone

(rwa) Bei der Einführung des elektronischen Patientendossiers hatte das Parlament entschieden, nur stationäre Einrichtungen wie Spitäler, Pflegeheime und Geburtshäuser dazu zu verpflichten. Die Überlegung: Das Gesetz sollte möglichst rasch eingeführt werden, damit es in der Schweiz einheitliche technische Standards gibt und die Rechts- und Investitionssicherheit in diesem Bereich gesichert ist. Diese Hoffnung hat sich unterdessen zerschlagen.

Nun erhöht das Parlament den Druck. Nach dem Nationalrat hat am Montag auch der Ständerat eine Motion gutgeheissen. Darin fordert das Parlament, dass das elektronische Patientendossier für alle im Behandlungsprozess eingebundenen Gesundheitsfachpersonen verpflichtend wird. Gerade die Coronakrise habe gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens sei, argumentierte Damian Müller (FDP/LU) im Namen der Kommission.

Bundesrat gegen weitergehende Verpflichtung

Im Auge hat das Parlament vor allem den ambulanten Bereich. Bereits heute können Ärztinnen und Ärzte nur noch über die obligatorische Krankenversicherung abrechnen, wenn sie sich einer zertifizierten Stammgemeinschaft oder Gemeinschaft angeschlossen haben.

Der Bundesrat lehnt das Ansinnen ab. Für eine Verpflichtung im ambulanten Bereich sei es noch zu früh. Erst müssten Erfahrungen mit dem neuen Patientendossier gesammelt werden, argumentierte er. Nun muss er jedoch den Auftrag umsetzen.

Das elektronische Patientendossier beschäftigt die Spitäler und die Politik seit Jahren. Befürworter versprechen sich viel davon. So sollen alle Beteiligten Fachleute künftig immer auf dem neuesten Stand der Krankheitsgeschichte eines Patienten sein. Zudem soll die Behandlungsqualität steigen und Kosten gespart werden.