Luzerner Spitex-Organisationen müssen Kräfte bündeln

Sechs Spitex-Organisationen aus dem Wiggertal und dem Hinterland treffen sich Mitte September zur Klausur. Weil sie teils zu klein sind, um alle Leistungen selber anzubieten, suchen sie die Zusammenarbeit. Offen ist, ob es gar zu einer Grossfusion kommt.

Evelyne Fischer
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Die Spitex leistet Jahr für Jahr mehr Pflege und Betreuung. (Symbolbild: Gaetan Bally/Keystone)

Die Spitex leistet Jahr für Jahr mehr Pflege und Betreuung. (Symbolbild: Gaetan Bally/Keystone)

Während fast 940'000 Stunden haben die Luzerner Spitex-Organisationen 2016 ambulante Hilfe und Pflege erbracht. Ein Zehntel mehr als noch 2015. Die Zahlen für 2017 stehen zwar noch aus, klar ist aber schon jetzt: Die Leistungsstunden werden sich der Millionen-Grenze nähern, wenn nicht gar darüber hinaus gehen. Dies stellt die Spitex vor Herausforderungen – und bringt kleine Organisationen an den Anschlag.

Eine davon ist die Spitex ­Nebikon-Altishofen. 13 Mitarbeitende teilen sich vier Vollzeitstellen, 80 Kunden werden betreut. «Die steigenden Anforderungen an die Informatik oder die Be­teiligung an teuren Benchmark-Vergleichen treffen eine kleine Spitex wie die unsrige finanziell überdurchschnittlich hart», sagt Präsident Wolfgang Abt. «Die Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit können wir nicht alleine gewährleisten, auch für die ambulante psychiatrische Pflege müssen wir externe Mitarbeitende einkaufen.» Kommt hinzu: «Unsere aktuellen räumlichen Ressourcen verunmöglichen es uns, Ausbildungsplätze anzubieten.» Dafür wird die Spitex mit einem «Malus» bestraft und zahlt jährlich einen fünfstelligen Betrag. «Das schenkt ein.»

Verschiedene Modelle der Kooperation diskutieren

Daher will die Spitex Nebikon-Altishofen verstärkt mit benachbarten Organisationen zusammenarbeiten. Bereits Ende April haben sich die Präsidentinnen und Präsidenten sowie Geschäftsleitungsmitglieder von sechs Spitex-Organisationen im Wiggertal und Hinterland zu einer Klausur getroffen. Mit dabei waren neben der Spitex Nebikon-Altishofen die Spitex Schötz-Ebersecken, die Spitex Wauwil-Egolzwil, die Spitex Dagmersellen, die Spitex Pfaffnau-Roggliswil-Altbüron sowie die Spitex Wiggertal, die im Raum Reiden tätig ist. Mitte September stecken nun ihre Vorstände die Köpfe zusammen.

Von einer Fusion will Abt zum heutigen Zeitpunkt nicht sprechen. «Wir wollen uns über die verschiedenen Kooperationsmodelle informieren lassen», sagt er. «Alle Spitex-Organisationen sollen die gleichen Basisinformationen bekommen. Sie entscheiden dann individuell, in welcher Form und mit wem sie intensiver zusammenarbeiten möchten.» Eine gemeinsame Demenzstrategie sei ein Thema. Denkbar wäre auch, die Administration zusammenzulegen. «Wo ein PC steht, spielt keine Rolle. Wichtig hingegen ist, dass die Spitex vor Ort bleibt, etwa in Form von Stützpunkten, wie sie etwa die Spitex Region Entlebuch aufweist.» Zur zeitlichen Umsetzung der Zusammenarbeit äussert sich Abt nicht.

«Welche Spitex-Organisationen in welcher Form in den Prozess einsteigen, wird wohl nicht vor Anfang 2019 geklärt sein.»

Beat Grüter, Präsident der Spitex Schötz-Ebersecken (15 Mitarbeitende, 55 Klienten), will den vorstandsinternen Diskussionen nicht vorgreifen. «An der Tagung geht es darum, die Vorstände für die dringendsten Themen zu sensibilisieren. Um gewisse Angebote anbieten zu können, kann eine Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen sinnvoll sein.» Konkrete Beispiele will er derzeit keine nennen. «Welche Spitex-Organisationen in welcher Form in den Prozess einsteigen, wird wohl nicht vor Anfang 2019 geklärt sein. Jeder Vorstand muss im Gesamtkontext der Gesundheitsversorgung und der Situation in der eigenen Gemeinde prüfen, ob eine partielle Zusammenarbeit zielführend ist oder gar eine Fusion erstrebenswert wäre.»

Selbst grösste Spitex schliesst Fusion nicht aus

Als «finanziell gesunde Spitex» wird jene aus dem Wiggertal mit am Tisch sitzen. Sie ist die grösste der Region: 50 Mitarbeitende teilen sich 26 Vollzeitstellen und betreuen jährlich rund 2000 Kunden. «Die Spitex Wiggertal weist eine gute Grösse auf und hat keine Mühe, die nötigen Fachkräfte zu finden», sagt Präsidentin Marianne Schärli. So liessen sich auch die herausfordernden administrativen Verpflichtungen meistern. «Wir müssen gegenüber Krankenkassen und Gemeinden penibel Rechenschaft ablegen.»

Schwierig sei einzig die Besetzung der Ausbildungsplätze: «Angehende Pflegefachleute sind sich oft zu wenig bewusst, dass sich die Arbeit bei einer grösseren Spitex wenig von jener im Spital unterscheidet», sagt Schärli. Sie blickt der anstehenden «Auslegeordnung» gespannt entgegen. «Wir tauschen uns bereits heute mit Geschäftsleitungen und Präsidien anderer Organisationen aus.» Deren Kunden nutzen die Psychiatrie-Leistungen oder das Wundambulatorium der Spitex Wiggertal. «Wir stehen nicht unter Druck, weiter wachsen zu müssen, sind aber offen, verstärkt mit anderen zusammenzuarbeiten. Auch eine Fusion ist für uns nicht ausgeschlossen.»