Knatsch in der Spitex Stadt Luzern: Der gesamte Vorstand wird ausgewechselt

Bei der Stadtluzerner Spitex bleibt kein Stein auf dem andern: An der Generalversammlung wurden fünf neue Vorstandsmitglieder und eine neue Präsidentin gewählt. Grund für die Rochade sind Meinungsverschiedenheiten.

David von Moos
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Dem alten Vorstand der Spitex Stadt Luzern wurde die Tür gewiesen. (Symbolbild: Dominik Wunderli)

Dem alten Vorstand der Spitex Stadt Luzern wurde die Tür gewiesen. (Symbolbild: Dominik Wunderli)

Seit Montagabend hat die Spitex Stadt Luzern eine neue Präsidentin. Und nicht nur das: Auf einen Schlag wurden fünf der sechs Vorstandsmitglieder ausgewechselt, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Zurückgetreten waren nur drei, nicht aber Präsident und Vizepräsidentin. Neu in den Vorstand gewählt wurden Christoph Buerkli, Ida Dommen, Magdalena Fuchs, Marco Müller und Manuela Sidler. Neue Präsidentin des Vereins ist der Mitteilung zufolge Romana Zimmermann, die einzige Personalie aus dem bisherigen Vorstand.

Abgezeichnet hatte sich der Wechsel an der Spitze einer der grössten öffentlichen Spitex-Organisationen der Zentralschweiz allerdings schon vor der Versammlung, wie Recherchen unserer Zeitung ergeben. Doch kommentiert wird alles andere als transparent: Man habe sich auf eine einheitliche «Sprachregelung» für alle Betroffenen gegenüber der Öffentlichkeit geeinigt. «Die vorzeitigen Rücktritte des Präsidenten Urs L. Steger und der Vizepräsidentin Judith Mathis-Wicki aus dem Vorstand der Spitex Stadt Luzern erfolgen wegen grundsätzlich unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich Unternehmensführung und Unternehmensentwicklung der Spitex Stadt Luzern.» Diese «sachlichen Differenzen» hätten die Zusammenarbeit innerhalb des Spitex-Vorstandes erschwert. Und: «Um dem neuen Vorstand der Spitex Stadt Luzern einen möglichst unbelasteten Start zu ermöglichen, geben Urs L. Steger und Judith Mathis den Weg frei zu einem neuen Vorstands-Präsidium.» Seitens der Betroffenen gebe es keine weiteren Erklärungen zum erwähnten Sachverhalt.

Kritische Fragen bleiben unbeantwortet

Was also ist passiert? Um welche «sachlichen Differenzen» handelt es sich? Auf die Fragen unserer Zeitung ging die neue Vereinspräsidentin am Dienstag nicht ein. Offen bleibt auch, ob die Rochade im Vorstand Auswirkungen auf die Geschäftsleitung der Spitex Stadt Luzern hat.

Klar ist bisher nur: Romana Zimmermann, die als Juristin im Vorstand bis anhin für das Ressort Recht zuständig war, hat sich laut der «Sprachregelung» gegen den bisherigen Präsidenten Urs L. Steger durchgesetzt. Ihre Kandidatur wurde von einer Mehrheit des Vorstandes unterstützt, wie aus der im Vorfeld erstellten Kandidatenübersicht für die Vorstandswahlen hervor geht. Eine Kopie davon sowie von der Einladung zur Generalversammlung wurden unserer Zeitung am Montag zugespielt. Aus den Unterlagen geht hervor, dass zwei der anfänglich neun Kandidaten für ein Amt im Vorstand ihre Kandidatur noch vor der Generalversammlung zurückzogen, darunter die ehemalige Vizepräsidentin Judith Mathis-Wicki aus Kriens.

Zum Rückzug seiner Kandidatur äusserte sich auf Anfrage unserer Zeitung lediglich Michael Zeier-Rast aus Luzern. «Meine Kandidatur habe ich von meiner Seite und aus freien Stücken zurückgezogen. Man hat mich im Vorfeld angefragt, ob ich im Vorstand des Vereins mitwirken wolle. Nach einer ersten Bekanntgabe der Kandidatur in der Einladung zur Generalversammlung hat sich im Verlaufe der weiteren Gespräche herausgestellt, dass eine Zusammenarbeit wenig Sinn machen würde.» Über die genauen Gründe für das Zerwürfnis im Vorstand der Spitex Luzern gibt auch Zeier keine Auskunft.

Behörden geben sich zuversichtlich

Die Spitex und deren Leistungspalette ist eine obligatorische Gemeindeaufgabe gemäss kantonalem Gesundheitsgesetz. Es besteht eine Leistungspflicht, die Stadt Luzern hat dafür zu sorgen, dass der Bevölkerung ein ausreichendes Angebot an Spitex-Leistungen zur Verfügung steht.

Doch auch bei den Behörden will man sich zu den Ereignissen hinter den Kulissen der Spitex nicht äussern. Bei der städtischen Sozial- und Sicherheitsdirektion heisst es auf Anfrage, dass man zu Veränderungen im Vorstand der Spitex Stadt Luzern keine Auskunft gebe. «Die diesbezügliche Kommunikation ist Sache des Vorstandes und nicht der Stadt.» Man sei aber sicher, dass die ausgezeichneten Leistungen der Spitex Stadt Luzern von den Veränderungen im Vorstand nicht tangiert werden.