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Die Labradorhündin «Cara» ist seit rund zwei Jahren Teil des Psychiatrie-Teams der Spitex Heitersberg. Sie hilft, Brücken zwischen den Patienten und den Pflegepersonen zu bauen.
«Cara» sitzt bequem auf dem Sofa einer Klientin — sie kuscheln miteinander. Die Frau bückt sich und gibt ihr einen Kuss aufs Fell. Die schwarze Labrador-Hündin dreht sich auf den Rücken, möchte gestreichelt werden.
Auf Hausbesuchen, Spaziergängen, bei Busfahrten oder beim Einkaufen: «Cara» begleitet die diplomierte Pflegefachfrau Petra Sommer bei Treffen mit Klienten. Die Hündin hilft seit zwei Jahren, die Distanz zwischen den Betroffenen und dem Pflegepersonal zu überbrücken.
Der Kontakt zu Tieren kann psychisch erkrankten Menschen helfen, Ängste abzubauen und Nähe zuzulassen. Es sei einfacher, sich einem Hund anzuvertrauen, meint Eliane Bettoli, Teamleiterin Psychiatrie der Spitex Heitersberg. Die haarige Begleiterin verurteile niemanden und schenke den Patienten Zuversicht, Vertrauen und Nähe.
Je nach Diagnose der Patienten übernimmt «Cara» verschiedene Aufgaben. Klienten, die häufig alleine Zuhause sind, denen der Antrieb fehlt, gehen mit Sommer und der Begleithündin spazieren. Draussen entstehen zwischenmenschliche Kontakte. Passanten fragen zum Beispiel nach dem Alter des Hundes. Die Klienten sind stolz, «Cara» an der Leine zu führen. Die Hündin hört auf sie und steigert das Selbstwertgefühl der Betroffenen.
«Cara» steht auch Menschen mit Angstzuständen bei. Die Hündin spendet ihnen in der sogenannten Expositionstherapie Kraft, das heisst, wenn sie sich ihren Ängsten stellen. «Cara» hilft, die Angst vor der Angst zu nehmen.
Eine Klientin in Birmenstorf erzählt von ihrer Erfahrung: «Da kommt unheimlich viel Gefühl rüber. Man merkt, der Hund guckt nicht blöd, weil du Angst hast, Auto zu fahren oder sonst irgendwas. Der nimmt dich so, wie du bist.» Liebevoll streicht sie «Cara» über das Fell.
Ein gebrochenes Bein ist für die Öffentlichkeit leicht erkennbar. Psychische Erkrankungen hingegen sind von Aussen nicht ersichtlich. Laut Sommer gibt es noch immer ein Stigma rund um die psychische Gesundheit, das abgebaut werden müsse. Tiere sind hingegen unvoreingenommen, kümmern sich nicht um körperliche oder seelische Beeinträchtigungen. Sommer sagt: «Cara kann Herzen öffnen und Menschen aus ihrer Einsamkeit führen.»
Um diese anspruchsvollen Aufgaben zu meistern, braucht ein Begleithund besondere Eigenschaften. Er muss vor allem anpassungsfähig, unterstützend und einfühlsam sein. Zudem muss er kontaktfreudig sein und in jeder Situation auf Befehle hören.
«Cara» hat der Spitex viele positive Rückmeldungen eingebracht. Deshalb hat das Team einen zweiten Begleithund angeschafft. Seit rund einem halben Jahr ist auch der Labradormischling «Bongo» im Einsatz.