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Gemeinschaftsprojekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri»

22. November 2023

Am 20. November 2023 fand in Erstfeld eine Informationsveranstaltung zum Projekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» statt. Vertreterinnen und Vertreter der politischen Parteien, der Gemeinden, des Kantons Uri, des Urner Gemeindeverbands und der Urner Akteurinnen und Akteure der Langzeitpflege wurden über die Erkenntnisse und Ergebnisse des Projekts informiert.

Die Gemeinden und der Kanton Uri haben im März 2022 das gemeinsame Projekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» gestartet. Damit sollen in Uri die Voraussetzungen geschaffen werden, für die pflegebedürfte Bevölkerung weiterhin eine bedarfsgerechte und finanzierbare Versorgung sicherzustellen. Im Entwurf des Schlussberichts sind die wesentlichen Ergebnisse des Projekts zusammengefasst. Der Bericht wurde vom Regierungsrat am 14. November 2023 zur Vernehmlassung freigegeben. Die Informationsveranstaltung im Pfarreizentrum Erstfeld wurde von der Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion und vom Urner Gemeindeverband organisiert.

Grosse Herausforderungen in der Langzeitpflege

In Uri stellen sich grosse Herausforderungen im Bereich der Langzeitpflege. Insbesondere ist der demografische Wandel im Kanton Uri erheblich: Die Zahl der über 80-jährigen wird um mehr als 80 Prozent zunehmen. Heute leben in Uri rund 2'000 Personen im Alter von über 80 Jahren. 2040 werden es über 3'700 sein. Das Verhältnis von Personen im Rentenalter zu Personen im erwerbsfähigen Alter wird von heute 36 Prozent auf 51 Prozent ansteigen.

Zudem wollen Personen im Alter auch mit leichter Pflegebedürftigkeit mit bedarfsgerechter Unterstützung so lange wie möglich zu Hause bleiben. Die dafür notwendigen Angebote sind in Uri bisher nur bedingt vorhanden. Weitere Tendenzen, die die Langzeitpflege beeinflussen, sind auch die steigenden Ansprüche der Gesellschaft an die medizinische Versorgung und die damit einhergehende Kostenentwicklung im Gesundheitswesen. Aber auch der hohe Bedarf nach gut ausgebildeten Fachkräften, die Nachfrage nach neuen Wohnformen und die Veränderung der familiären Betreuungsstrukturen beeinflussen die Langzeitpflege. Die Berechnungen zeigen, dass bis 2040 rund 130 neue Pflegeheimplätze geschaffen werden müssten, würde man im heutigen Versorgungs-System keine Änderungen vornehmen. Für die Gemeinden und den Kanton Uri ist damit klar, dass es in Uri tiefgreifende Veränderungen im bisherigen System braucht, um die genannten Herausforderungen bewältigen zu können.

Drei Varianten für die Neuorganisation Langzeitpflege in Uri

Im Rahmen des Projekts hat die Projekt- und Steuergruppe verschiedene Varianten für die künftige Zuständigkeit in der Langzeitpflege ausgearbeitet. Die Varianten sind unter Berücksichtigung der folgenden Eckwerte entwickelt worden.

  • Die Langzeitpflegeversorgung (stationär und ambulant) soll in Uri künftig unter der Devise «alles aus einer Hand» sichergestellt werden. Damit kann eine kantonsweite koordinierte Planung, Steuerung und Finanzierung der ganzen Versorgungskette bei einer einzigen Stelle gewährleistet werden. Aufgabe, Verantwortung und Zuständigkeit für die Langzeitpflege sind bei einer Stelle zusammengeführt.
  • Die Regeln der fiskalischen Äquivalenz und der Subsidiarität sind eingehalten.

Die Projekt- und Steuergruppe ist zum Schluss gekommen, dass das Ziel einer nachhaltigen und wirksamen Langzeitpflegeversorgung nur durch die Schaffung einer neuen Unternehmung erreicht werden kann. In dieser Unternehmung wären künftig die Urner Pflegeheime und die Spitex zusammengefasst. Unter Berücksichtigung der vorgegebenen Eckwerte sind drei Varianten für die künftige Zuständigkeit in der Langzeitpflege ausgearbeitet worden:

  • Variante 1: Konzentration beim Kanton: Bei dieser Variante wäre der Kanton zuständig für die Langzeitpflege und übernähme längerfristig die Trägerschaft für die Pflegeheime und die Spitex.
  • Variante 2: Konzentration bei den Gemeinden: Diese Variante sieht vor, dass sich die Gemeinden zu einem Verbund zusammenschliessen (ähnlich wie bei Abwasser Uri). Der Verbund würde alle Pflegeheime und die Spitex übernehmen.
  • Variante 3: Verbundlösung von Gemeinden und Kanton: Diese Variante bildet eine Mischform der Varianten 1 und 2. Der Kanton wie auch die Urner Gemeinden würden sich zu einer gemeinsamen und paritätisch finanzierten Unternehmung zusammenschliessen. Dieser Unternehmung würde alle Urner Pflegeheime und die Spitex übernehmen oder entsprechende Leistungsaufträge erteilen.

Die Steuergruppe empfiehlt die Weiterbearbeitung der Variante 3 (Verbundlösung von Gemeinden und Kanton). Auch die Gemeinden haben anlässlich der letzten beiden Workshops mehrheitlich diese Variante befürwortet. Die Umsetzung dieser Variante bietet eine bestmögliche Unterstützung, die Langzeitpflege in Uri langfristig und bedarfsgerecht sicherstellen zu können. Sie bietet dem Kanton Uri auch die Chance zur Entwicklung einer kantonsweit definierten und qualitativ hochstehenden integrierten Versorgung in der Langzeitpflege. Mit einer gemeinsamen Zuständigkeit und einer paritätischen Finanzierung kann in Uri eine Solidarität zwischen Gemeinden und Kanton geschaffen werden.

Weiteres Vorgehen

Die Vernehmlassung zum Entwurf des Schlussberichts dauert bis Ende Februar 2024. Der definitive Schlussbericht soll im Frühjahr 2024 vorliegen. Falls in der Vernehmlassung die Stossrichtung für die künftige Ausgestaltung der Langzeitpflege gutgeheissen wird, ist an der Informationsveranstaltung das weitere Vorgehen bereits aufgezeigt worden. Es soll wiederum ein gemeinsam vom Kanton Uri und den Gemeinden finanziertes Folgeprojekt gestartet werden. Dabei sollen die notwendigen Gesetzesgrundlagen ausgearbeitet werden. Der Zeitplan sieht vor, dass im Herbst 2025 eine Volksabstimmung stattfinden kann, so dass in Uri die neuen Zuständigkeiten in der Langzeitpflege ab 2026 gelten werden. Zusätzlich sollen im Folgeprojekt auch die in der Übergangsphase notwendigen Massnahmen realisiert werden.

Gemeinschaftsprojekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege»

Im März 2022 haben die Urner Gemeinden und der Kanton Ui gemeinsam das Projekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» gestartet. Im Projekt sind neben den Gemeinden und dem Kanton Uri die folgenden Akteurinnen und Akteure integriert:

  • Urner Pflegeheime
  • Spitex Uri
  • Stiftung Behindertenbetriebe Uri
  • Curaviva Uri
  • SRK Kantonalverband
  • Kantonsspital Uri
  • Pro Senectute Uri
  • Sozialversicherungsstelle Uri
  • Gesundheitsförderung Uri
  • Alzheimervereinigung Uri

Projektziel

Das Projekt soll für die pflegebedürftigen Personen auch in Zukunft eine bedarfsgerechte und finanzierbare Versorgung sicherstellen. Dabei sollen neben der demografischen Entwicklung auch der vermehrten Nachfrage nach intermediären Angeboten, der Sicherstellung der spezialisierten Versorgung von chronisch kranken und dementen Menschen, der Förderung neuer Wohnformen, dem sich abzeichnenden Personalmangel und anstehende Gesetzesanpassungen auf eidgenössischer Ebene Rechnung getragen werden. Das Ziel des Projekts ist daher insbesondere auch, dass künftig alle Leistungen im Bereich der Langzeitpflege «aus einer Hand» zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen finden Sie unter www.ur.ch/langzeitpflege

Die Unterlagen zur Vernehmlassung (Entwurf des Schlussberichts, Präsentationen etc.) sind unter www.ur.ch/vernehmlassungen aufgeschaltet.

Rückfragen von Medienschaffenden:

  • Regierungsrat Christian Arnold, Telefon +41 41 875 2159, E-Mail ch.arnold@ur.ch
  • Urner Gemeindeverband, Sara Fedier, Geschäftsstellenleiterin, Telefon +41 79 945 40 86, E-Mail info@gemeindeverband.ch
(von links): Bruno Gamma, Präsident Gemeindeverband Uri; Luzia Gisler, Gemeindeverband Uri; Roland Wormser, Projektleiter HeCaCons; Regierungsrat Christian Arnold; Regierungsrat und Landammann Urs Janett; Angela Escher, Projektleiterin HeCaCons
(von links): Bruno Gamma, Präsident Gemeindeverband Uri; Luzia Gisler, Gemeindeverband Uri; Roland Wormser, Projektleiter HeCaCons; Regierungsrat Christian Arnold; Regierungsrat und Landammann Urs Janett; Angela Escher, Projektleiterin HeCaCons

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