Corona-Virus
Corona-Patienten und Personalnot: Die Basler Pflegeheime trifft es doppelt

Auch Spitex sowie Alters- und Pflegeheime sollen Grenzgänger in Hotels unterbringen.

Benjamin Rosch
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Pflegeheime machen Notfallpläne für ihre Angestellten. (Symbolbild)

Pflegeheime machen Notfallpläne für ihre Angestellten. (Symbolbild)

Chris Iseli

Basel ist ein trinationaler Wirtschaftsraum. Weit über 30000 Menschen passieren jeden Tag die Grenze von Frankreich oder Deutschland, um hier zu arbeiten. Nicht nur die chemische Industrie ist auf Arbeitskräfte aus dem nahen Ausland angewiesen: Viele wichtige Wirtschaftssektoren beschäftigen Deutsche und Franzosen in grosser Zahl. Dies geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Amts hervor. Ganz besonders stark baut das Gesundheitswesen auf Fachkräfte aus dem Ausland. Jeder Zehnte, der für die Arbeit in die Schweiz pendelt, ist im Gesundheitswesen angestellt. Alleine rund tausend Personen in einem Heim.

«Befürchten grössere administrative Schwierigkeiten»

Vor diesem Hintergrund ist die Mail zu verstehen, welches das Basler Gesundheitsdepartement gestern an mehrere Pflege-Institutionen verschickt hat. Diese liegt der bz vor. Darin steht: «Gemäss aktuellen Informationen ist vorgesehen, dass Pendler aus Frankreichvoraussichtlich ab heute Mittag einen Passierschein beantragen müssen, wir befürchten grössere administrative Schwierigkeiten.» Tatsächlich verhängte Frankreich gestern die Ausgangssperre. «Es steht die Befürchtung im Raum, dass die Kontrolle der Grenzgängerbewilligungen und der Passagierscheine zu längeren Wartezeiten am Zoll führen», erklärt Gesundheitsdepartementssprecherin Anne Tschudin auf Anfrage. Weiter heisst es deshalb in der Mitteilung: «Es ist möglicherweise Zeit für Einreise und Hotelbezug. Wir raten dringend, dies nun mit höchster Priorität zu forcieren, sollte Ihr Betrieb von Mitarbeitern aus Frankreich abhängig sein.»

Bereits bekannt ist, dass das Unispital derzeit seinen Angestellten Hotelzimmer offeriert (siehe bz von gestern). Am USB sind 900 von 5500 Angestellten in Gesundheitsberufen Grenzgänger. Neu ist, dass Pflege-Institutionen auf dieselbe Massnahme zurückgreifen sollen. «Damit auch Pflegeheime und Spitex-Organisationen, die wie Spitäler teilweise auf Mitarbeitende aus Frankreich angewiesen sind, den Betrieb aufrecht erhalten können, haben wir ihnen empfohlen, einen Teil des Personals in einem Hotel unterzubringen», erklärt Tschudin. Dies, damit der Schichtbetrieb ab heute Mittwoch sichergestellt werden kann.

Corona-Fälle in Basler Pflegeinstitutionen aufgetaucht

Urs Baudendistel ist gleichzeitig Geschäftsführer des Heims Johanniter und zuständig für den Bereich Betrieb beim Dachverband der Basler Alters- und Pflegeheime Curaviva. Er sagt: «Wir können unsere Mitarbeitenden nicht zwingen, hier zu bleiben. Wir prüfen derzeit aber ihre Bereitschaft, in der Schweiz zu bleiben.» Im Johanniter arbeiten 18 Personen aus Frankreich. «Wir haben zwei von ihnen bestimmt, die uns regelmässig über den Stand der Dinge in Frankreich auf dem Laufenden halten.» Allen Beschäftigten aus dem Ausland stelle er Arbeitsbestätigungen aus, die sie an der Grenze zeigen können.
Ohnehin ist die Situation für die Alters- und Pflegeheime schwierig, da fast alle Patienten zur Risikogruppe gehören dürften. Bricht das Virus in einer Institution aus, nimmt der Betreuungsaufwand deutlich zu. In Basel-Stadt gibt es bereits Institutionen, in denen dieser Fall eingetroffen ist, wie Anne Tschudin auf Anfrage bestätigt. Es sei bislang aber eine kleine Zahl. «Je nach Gesundheitszustand werden sie isoliert in den Heimen gepflegt oder sind hospitalisiert», sagt Tschudin.

Welche Heime betroffen sind, darüber möchten die Institutionen derzeit keine Auskunft geben. Baudendistel erklärt das unter anderem mit dem Mehraufwand, den das mit sich bringt. «Alters- und Pflegeheime kommunizieren nur intern und mit den zuständigen Behörden, ob es Fälle von Corona-Infizierten gibt, sei es unter Mitarbeitenden oder Bewohnerinnen und Bewohner», sagt er. «Es soll nicht unnötig Unruhe geschaffen werden.» Bereits vor Wochenfrist wurde bekannt, dass die Rehab Basel stark vom Corona-Virus heimgesucht wurde.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat am vergangenen Samstag Empfehlungen für Alters- und Pflegeheime erlassen. Darin heisst es, Besuche seien nach Möglichkeit zu untersagen. Gemäss Baudenstiel handhabten dies die Basler Häuser leicht unterschiedlich. Er selber spricht sich jedoch für eine strikte Umsetzung aus: «Wir im Alters- und Pflegeheim Johanniter lassen seit letztem Donnerstag keinen Besuch mehr zu. Es sei denn, eine Bewohnerin, ein Bewohner liegt im Sterben. Mit unserer Praxis stossen wir bei Bewohnerinnen und Angehörigen auf hohe Akzeptanz.»