Hasliberg | 14. August 2021
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Generationenhaus will demografischem Wandel gerecht werden

Wie im Rest der Schweiz wird auch Hasliberg stetig älter. Der Anteil der über 65-Jährigen nimmt stetig zu, während jener der Null- bis 39-Jährigen abnimmt. An der Gemeindeversammlung informierte die Wohnbaugenossenschaft Hasliberg über das Projekt Generationenhaus, das dieser Tatsache Rechnung tragen will.
von Yannick Mühlemann
Andreas Lötscher, zuständig für die Baukommission der Wohnbaugenossenschaft Hasliberg, informierte über das Projekt c.
Andreas Lötscher, zuständig für die Baukommission der Wohnbaugenossenschaft Hasliberg, informierte über das Projekt c.Fotos: Yannick Mühlemann

1970 machte die Alterskategorie der Null- bis 19-Jährigen mit 580 Personen noch fast die Hälfte der Hasliberger Bevölkerung aus. 2016 ist dieser Anteil mit 283 Personen auf unter einen Viertel geschrumpft. In dieser Zeit hat sich die Zahl der 65- bis 79-Jährigen von 101 auf 221 mehr als verdoppelt. Auch die Kategorie 80 plus hat sich im selben Zeitraum mehr als verdoppelt. Von 24 auf 55. Dieser Wandel ist zwar nicht nur auf den Hasliberg beschränkt, aber er stellt die Gemeinde vor eine Herausforderung. Es fehlt an hindernisfreiem Wohnraum. Im Rahmen des Projekts «Zukunft Hasliberg» wurde diese Entwicklung thematisiert und mit dem Projekt «Generationenhaus Hasliberg» eine vielversprechende Lösung gefunden, die Form anzunehmen beginnt. «Der Bund steht dahinter, und der Kanton konnte sich auch fügen, um das Land umzutauschen. Es ist eine gute Sache, und wir unterstützen das ebenfalls», sagte Gemeindepräsident Arnold Schild an der Gemeindeversammlung. Danach übergab er das Wort an Andreas Lötscher von der Baukommission der Wohnbaugenossenschaft Hasliberg, der über den Fortschritt des Vorhabens informierte.

Dieses Modell zeigt, wie das Generationenhaus dereinst aussehen könnte.
Dieses Modell zeigt, wie das Generationenhaus dereinst aussehen könnte.
In Planung seit sechs Jahren

«Das Generationenhaus hat bereits eine lange Geschichte», begann Andreas Lötscher seinen Vortrag und erklärte, was bisher geschah. Im Juni 2015 bildete sich eine Arbeitsgruppe aus interessierten Haslibergern und Vertretern der Hochschule Luzern, die sich dem Projekt «Zukunft Hasliberg» widmeten. Ein Ziel der Arbeitsgruppe war es, dass ältere Menschen möglichst lange selbstständig in der Gemeinde leben können. Dies auch trotz körperlicher Einschränkungen, die das Alter mit sich bringt, damit sie selbstbestimmt und unabhängig in einer gewohnten Umgebung leben können. Daraus entstand der Anspruch, bedürfnisgerechten Wohnraum an zentraler Lage für ältere Menschen zu schaffen. Dies wiederum hätte zur Folge, dass bezahlbarer Wohnraum für jüngere Generationen frei wird.

Das Konzept, das im Vorfeld entwickelt wurde, sieht vor, dass wir Wohnen mit Dienstleistungen anbieten

Andreas Lötscher Wohnbaukommission Hasliberg Baukommision


Im Rahmen der Abklärungen der Arbeitsgruppe wurden neun Alters- und Generationenhäuser in verschiedenen kleinen Gemeinden der Schweiz besucht. Im Rahmen dieser Abklärung entstand auch eine Zusammenarbeit mit der «Accademia di Architettura di Mendrisio», deren Studenten dabei halfen, mögliche Standorte zu prüfen und Pläne und Modelle für das Bauvorhaben anzufertigen. Diese wurden im Juli 2017 im Hasliberg Congress ausgestellt.

Gemeindepräsident Arnold Schild führte durch die Gemeindeversammlung und freut sich über das zukunftsweisende Projekt.
Gemeindepräsident Arnold Schild führte durch die Gemeindeversammlung und freut sich über das zukunftsweisende Projekt.
Öffentliche Nutzung, Integration bestehender Angebote

«Das Konzept, das im Vorfeld entwickelt wurde, sieht vor, dass wir Wohnen mit Dienstleistungen anbieten», führte Andreas Lötscher aus. «Zum Beispiel Spitex, ärztliche Versorgung, Fahrdienst, Nachbarschaftshilfe und einen Mahlzeitendienst.» Das Generationenhaus soll Wohnraum mit öffentlichem Nutzen für alle Generationen kombinieren. Zudem sollen die bestehenden Angebote, die Peter Lötscher erwähnte, sichtbar gemacht und miteinander verknüpft werden.

Wir wollen eine sorgende Gemeinschaft. Dass man aufeinander achtet, einander Gesellschaft leistet, wo es sein muss

Andreas Lötscher Wohnbaukommission Hasliberg Baukommission


Als öffentliche Nutzungen sind im Konzept Aufenthaltsräume, eine gemeinsame Küche und ein öffentliches Café vorgesehen. «Wir wollen eine sorgende Gemeinschaft. Dass man aufeinander achtet, einander Gesellschaft leistet, wo es sein muss.» Das Generationenhaus solle auch ein Ort der Begegnung werden. Das Projekt sei beim Bund eingegeben worden und sei nun ein Leuchtturmprojekt zur Thematik des demografischen Wandels. «Der Bund ist sehr daran interessiert und begleitet das Projekt intensiv.»

Das «Generationenhaus Hasliberg» soll nicht nur Wohnraum, sondern auch einen öffentlichen Treffpunkt für die Gemeinde schaffen.
Das «Generationenhaus Hasliberg» soll nicht nur Wohnraum, sondern auch einen öffentlichen Treffpunkt für die Gemeinde schaffen.
Standort, Trägerschaft und Finanzierung

Als Standort stünden mehrere Optionen zur Verfügung, doch gewisse zentrale Anforderungen müssten erfüllt sein. Etwa genügend Fläche für die Wohnangebote, eine zentrale Lage, damit Nahversorgungsangebote gut erreichbar sind, und kurze, hindernisfreie Wege zu den ÖV-Anbindungen. «Vorgesehen wäre das Grundstück des ehemaligen Hotel Alpenruhe», sagt Andreas Lötscher. «Das ist Hotelzone, und das Grundstück ist in Besitz der Gemeinde.» Die Wohnbaugenossenschaft habe dem Gemeinderat bereits einen ersten Entwurf eines Baurechtvertrags unterbreitet. «Ich kann heute sagen, dass wir mit den Verhandlungen noch nicht fertig sind.» Falls ein Baurechtsvertrag zustande komme, müsse dieser zur Genehmigung vor die Gemeindeversammlung.

Ich kann heute sagen, dass wir mit den Verhandlungen noch nicht fertig sind

Andreas Lötscher Wohnbaukommission Hasliberg Baukommission


Die Wohnbaugenossenschaft Hasliberg hat für das Projekt verschiedene Formen der Finanzierung überprüft. Für die Bauinvestition bevorzugt sie eine lokale Lösung, die von Menschen und Körperschaften aus der Gemeinde getragen wird. Deshalb soll die neu gegründete Wohnbaugenossenschaft als Trägerschaft fungieren. Diese soll die Finanzierung über Anteilscheine und Bankhypotheken übernehmen. Bei einer Beitrittserklärung zur Wohnbaugenossenschaft können künftige Mitglieder Anteilscheine à je 500 Franken kaufen. Diese Form der Finanzierung habe den Vorteil, dass kein Renditegewinn abgeschöpft werde und somit die Wohnungen langfristig günstiger werden.

Der Bund ist sehr daran interessiert und begleitet das Projekt intensiv

Andreas Lötscher Wohnbaukommission Hasliberg Baukommission


Der laufende Betrieb soll sich grundsätzlich über die Einnahmen aus den Mietzinsen selbst finanzieren. Je nach konzeptioneller Ausrichtung könnten weitere Erträge das Budget entlasten. Als Beispiele werden Erträge aus dem öffentlichen Café, Spenden und Beiträge von Stiftungen und Fonds genannt. Die künftigen Bewohner sollen einen kostendeckenden Mietzins entrichten, und die Nebenkosten sollen nach einem noch zu bestimmenden Schlüssel aufgeteilt werden. Was die Kosten von Dienstleistungen angehe, sei die Finanzierung Sache der Bewohner.