Lenzburg
Zusatzkosten für Material: Spitex wandelt sich zum Spezialisten

Die Spitex Region Lenzburg lässt sich vom Bundesverwaltungsgericht nicht bremsen. Das Geschäft entwickelt sich prächtig

Ruth Steiner
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Ruth Steiner

Der Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts hat im vergangenen Jahr im Gesundheitswesen für einigen Aufruhr gesorgt.

Mit diesem wurde die Spitex angehalten, bestimmte Materialien (Spritzen, Inkontinenzeinlagen, Pflaster) nicht mehr zu verrechnen, sondern kostenlos an die Klienten abzugeben.

Mit Folgen auch für die Spitex Region Lenzburg: Zusatzkosten von gut und gerne bis zu 160 000 Franken drohten. «Das ist viel Geld, wir mussten rasch reagieren», sagt Spitex-Geschäftsleiter Daniel Lukic.

«Um den Schaden unter dem Strich in Grenzen zu halten, mussten wir über die Bücher gehen, unsere Prozesse optimieren und Investitionen zurückstellen», erklärt er.

Damit hat sichs jedoch bereits mit den Negativmeldungen. Darüber hinaus ist das Jahr 2018 für die Lenzburger Spitex überaus erfolgreich verlaufen. Das haben auch die Vertragsgemeinden in ihren Kassen zu spüren bekommen. Gesamthaft erhielten sie gut 160 000 Franken zurückbezahlt.

Verrechenbare Stunden massiv gesteigert

In den vergangenen Jahren hat sich die Spitex Region Lenzburg vom reinen Kerndienstleister (spitalexterne Hilfe, Gesundheits- und Krankenpflege) weiterentwickelt. Hinzugekommen sind spezialisierte Dienstleistungen wie Palliative Care, psychiatrische Pflege und seit dem letzten Jahr die Familienhilfe.

«Die Spitex Region Lenzburg ist für bis zu neun NPO-Spitex-Organisationen für spezialisierte Dienstleistungen unterwegs», ergänzt Geschäftsleiter Lukic. Gleichzeitig wurden schlankere Strukturen geschaffen.

Daniel Lukic, der die Spitex seit fünf Jahren leitet, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. «Wir haben unseren Kostendeckungsgrad in den letzten vier Jahren um 3,5 Prozent gesteigert. Der Betriebsertrag ist in dieser Zeit um mehr als eine halbe Million Franken gestiegen.

Die Kostenbeteiligung der Gemeinden hat in der gleichen Zeitperiode jedoch nur um gut zehn Prozent zugenommen (+ 59 000 Franken).» Oder anders ausgedrückt: Pro einen Finanzierungsfranken der Vertragsgemeinden hat die Spitex aus eigenen Kräften neun Franken erwirtschaftet.

Die positive Entwicklung schlägt sich auch im Jahresbericht der Organisation nieder. 2018 haben die 70 Mitarbeitenden der Spitex Region Lenzburg in rund 70 000 Einsätzen über 35 000 verrechenbare Stunden geleistet. Lukic freut sich über das Wachstum. «Allein im letzten Jahr konnten wir die verrechenbaren Stunden um 12,5 Prozent (+ 3930 Stunden) steigern.»

Diese Entwicklung ist laut Geschäftsbericht 2018 vor allem auf die neuen Geschäftsfelder zurückzuführen. Dabei sei es insbesondere gelungen, mit der neu übernommenen Familienhilfe Synergien zu schaffen. «Dadurch, dass Einsätze der Hauswirtschaft mit jenen der Grundpflege und der Betreuung gekoppelt werden konnten, konnte eine höhere Rentabilität erzielt werden», erklärt Lukic.

Kein zweites Aarburg zu befürchten

In Zeiten, in denen die Politik ambulant vor stationär propagiert, um das Kostenwachstum im Gesundheitswesen einzudämmen, biete Lenzburg eine Alternative zum Angebot, das Aarburg gewählt habe, sagt Lukic. «Aarburg hat sich für eine Lösung entschieden, die sich einseitig auf die Kosten konzentriert.» Heutzutage sei die Spitex jedoch verlängerter Arm von Spital und Reha-Klinik. Deshalb sei es volkswirtschaftlich sinnvoll, wenn die Menschen zuhause von der Spitex die Pflege erhielten, die sie benötigten.

Dass der Spitex Region Lenzburg dasselbe Schicksal drohen könnte wie Aarburg, ist für Daniel Lukic derzeit schwer vorstellbar. «Unsere Vertragsgemeinden sind zwar sehr finanzaffin. Wir haben jedoch volle Kostentransparenz und die Gemeinden können feststellen, dass unser Modell und unser Dienstleistungsmix ein für sie sehr attraktives Angebot darstellen.»

Zur Spitex Region Lenzburg gehören nebst Lenzburg die Vertragsgemeinden Ammerswil, Dintikon, Hendschiken, Holderbank, Möriken-Wildegg, Niederlenz, Othmarsingen, Schafisheim und Staufen.

Wechsel im Vorstand: Berger folgt auf Dürst

An der kürzlich durchgeführten Mitgliederversammlung gab es zudem einen Wechsel im Vorstand. Anita Berger übernimmt das Mandat vom Lenzburger Arzt Daniel Dürst, der lange Jahre das Ressort Qualität betreute. Berger ist Gesundheits- und Pflege-Expertin FH und wohnt in Staufen.