Dietikon
So motivieren diese vier Limmattaler Unternehmerinnen andere Frauen

Laura Kappeler, Corinne Frischknecht, Silvia Bren und Angelina Seifert sprachen am Anlass der Plattform «Dietikerin.net» im Bistro «Mis Kaffi» in Dietikon über ihre Geschäftsideen, aber auch über Selbstzweifel, Herausforderungen und mutige Entscheidungen.

Sibylle Egloff
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Von links: Corinne Frischknecht, Silvia Bren, Angelina Seifert und Laura Kappeler inspirierten im «Mis Kaffi».

Von links: Corinne Frischknecht, Silvia Bren, Angelina Seifert und Laura Kappeler inspirierten im «Mis Kaffi».

Sibylle Egloff

«Zwei Tage vor der Geburt meines zweiten Kindes erhielt ich die Betriebsbewilligung. Erst ab diesem Zeitpunkt durfte ich Mitarbeitende einstellen», sagt Angelina Seifert. Gebannt lauschen die Frauen am Tisch der 40-jährigen Geroldswilerin. Seifert erzählt von den Anfängen ihres Unternehmens: der privaten psychosozialen Spitex. Diese gründete die Psychiatriepflegefachfrau 2018. Mittlerweile betreuen sie und ihr 17-köpfiges Team 140 Personen mit psychischen Erkrankungen.

Seifert war nicht die einzige, die am Mittwochabend im Bistro «Mis Kaffi» in Dietikon von ihrer Geschäftsidee berichtete. Die Organisation «Dietikerin.net», die den Anlass organisierte, lud auch Silvia Bren, Laura Kappeler und Corinne Frischknecht ein. Letztere führt die Wohnbuchhandlung Scriptum in Dietikon. Silvia Bren ist Initiantin und war langjährige Präsidentin der Interessengemeinschaft Pallas, die Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen anbietet. Laura Kappeler stellt mit ihrem Mann Carlo und ihrem Kollegen Robin Rüegger seit 2018 unter dem Namen «DCider Gmbh» Dietiker Cider her.

Man darf keine Angst vor dem Scheitern haben und muss sich aus dem sicheren Hafen rauswagen.

(Quelle: Laura Kappeler, Mitgründerin und Geschäftsführerin Dietiker Cider)

Die Veranstaltung hätte bereits im März stattgefunden, doch aufgrund der Corona-Wirren verlegten die Initiantinnen von «Dietikerin.net», Kathrin Kuster, Muriel Pestalozzi, Catherine Stocker und Bettina Wolfgramm, sie auf Ende September. 30 Frauen erschienen im «Mis Kaffi». «Wir wollen die Frauen in Dietikon stärken, damit sie die Politik und das Leben mitprägen», erklärte Catherine Stocker das Ziel der Mitte 2019 gegründeten Plattform. Anlässe wie diese würden dazu dienen, sich zu vernetzen und sich gegenseitig Mut zu machen.

Die Schwangerschaft löste eine Umorientierung aus

Die Frauen konnten sich während des zweistündigen Events zu je zwei Gründerinnen an den Tisch setzen, fragen stellen, mitreden oder einfach nur zuzuhören. «Was macht die psychosoziale Spitex?», fragte eine Teilnehmerin Angelina Seifert. «Wir unterstützen Menschen bei alltäglichen Dingen, wie etwa dem Öffnen der Post. Wir helfen aber auch bei der Kommunikation mit Ämtern und versuchen Struktur im Alltag zu schaffen.»

Ob psychische Probleme zugenommen hätten, obwohl es den Menschen in der Schweiz noch nie so gut gegangen sei wie derzeit, wollte eine andere Anwesende wissen. «Unsere Gesellschaft generiert Druck und Stress. Wir haben zwar grösstenteils keine existenziellen Sorgen mehr, dafür andere Probleme», sagte Seifert. Ihr Entschluss, sich selbstständig zu machen, fasste sie, als sie ihr erstes Kind erwartete. «Ich arbeitete damals auf der geschlossenen Station der Psychiatrie und ich wusste, dass ich diesem Druck als Mutter nicht mehr standhalten kann.» Als sie sich als Selbstständige vor Aufträgen kaum mehr retten konnte, motivierte sie ihr ehemaliger Chef dazu, einen eigenen Betrieb zu eröffnen. «Man darf nicht aufgeben und braucht etwas Mut. Fehler sind dazu da, um etwas zu lernen», verriet Seifert ihren Zuhörerinnen ihr persönliches Erfolgs-Motto.

Man darf nicht aufgeben und braucht etwas Mut. Fehler sind dazu da, um etwas zu lernen.

(Quelle: Angelina Seifert, Gründerin und Leiterin psychosoziale Spitex)

Ähnlich sieht es die Dietikerin Laura Kappeler. «Man darf keine Angst vor dem Scheitern haben und muss sich aus dem sicheren Hafen rauswagen», sagte die 30-Jährige. Es seien ihrem Mann und ihr einige Flaschen beim Entwickeln des Dietiker Ciders um die Ohren geflogen. Obwohl Kappeler heute noch ab und zu Selbstzweifel plagen, ist sie sicher, dass sie vor fast zwei Jahren die richtige Entscheidung getroffen hat, als sie ihren Job als Geografin in einer Software-Firma an den Nagel hängte. «Die Arbeit hat mich nicht erfüllt, ich fühlte mich in dieser Männerdomäne nicht akzeptiert und hatte das Gefühl, dass ich mich immer doppelt anstrengen muss.»

Vom Weihnachtsgeschenk zum erfolgreichen Produkt

Jetzt könne sie als Geschäftsführerin des Dietiker Ciders und als Klassenassistentin im Kindergarten Weihermatt in Urdorf ihre persönlichen Stärken wie etwa ihr Kommunikationstalent oder ihre empathische Art besser einsetzen, sagte Kappeler. Was als Weihnachtsgeschenk an Freunde und Familie begann, wurde rasch zu einem grossen Erfolg. «Wir verkauften letztes Jahr über 30'000 Flaschen, das hätten wir uns nie erträumt», sagte Kappeler. Doch dann kam Corona und mit ihm das Aus für fast alle Feste. «Unser Umsatz sank um 70 bis 80 Prozent. Das war schon bitter», sagte Kappeler. Doch entmutigen lassen sich sie und ihr Team nicht. «Wir haben bereits Rückschritte erlebt und trotzdem immer weiter gemacht.»