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Freuen sich über 400 Unterschriften ..

Arbeitsinspektorat untersucht Spitex Kempt

400 Unterzeichnende fordern eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Spitex Kempt. Die Spitex-Führung nimmt die Petition ernst, sagt aber, sie hätte ohnehin Massnahmen eingeleitet. Kommt hinzu, dass sich das Arbeitsinspektorat eingeschaltet hat.

Freuen sich über 400 Unterschriften ..

Veröffentlicht am: 27.04.2018 – 21.40 Uhr

Vorwürfe von ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden sorgen seit Anfang April für Wirbel in der Spitex Kempt. Auch die Gewerkschaft Unia Zürich-Schaffhausen hat sich eingeschaltet und eine Petition lanciert (wir berichteten). Am Freitagmittag hat die Unia diese zusammen mit einer ehemaligen und einer aktuellen Spitexmitarbeiterin am Hauptsitz in Effretikon deponiert.

Dort wurde die angespannte Atmosphäre offensichtlich: Die Mitglieder der Leitung nahmen die Petition zwar entgegen, gaben sich allerdings sehr kurz angebunden. Und sie untersagten den anwesenden Foto- und Videojournalisten, Bildmaterial zu produzieren. Spitex-Betriebsleiter Andreas Risch fand das Vorgehen der Unia, gleich mit laufenden Kameras ins Haus zu fallen, «nicht tolerierbar». Die Gewerkschaft habe damit nicht nur Persönlichkeitsrechte missachtet. «Das Vorgehen zeigt, dass sie mehr an der medialen Ausschlachtung der Kampagne als an einer Lösungsfindung interessiert ist», sagt Risch.

«Keine Zeitverschwendung»

«Wir wollen jetzt weiterarbeiten, für Gespräche sind wir ein andermal und in anderem Rahmen bereit», sagte Brigitte Nydegger, Fachverantwortung Pflege und Betreuung, nach der entgegennahme der Petition. Es sei schon genug Zeit wegen der Anschuldigungen durch die Unia und ehemalige Mitarbeitende verschwendet worden. Über diese Aussage enervierten sich die Petitionäre: «Das man keine Zeit für uns hat, ist einfach nur typisch für die ganze Situation in diesem Betrieb», sagte etwa die ehemalige Spitexmitarbeitende Sonja Wolfer.

Daniel Gähwiler von der Unia ergänzte, dass das Ansprechen und Analysieren von Problemen auf keinen Fall Zeitverschwendung sei – im Gegenteil. «Es bestehen ganz offensichtlich Probleme, doch die Betriebsleitung will diese unter den Tisch kehren.»

Spitex-Betriebsleiter Andreas Risch kontert auf Anfrage – im Trubel der Petitionsübergabe war ein Interview nicht möglich –, dass man die Petition sehr ernst nehme. Ausserdem arbeite man zur Zeit stark an arbeitsrechtlichen Verbesserungen im Betrieb. Zur Petition wolle er nicht mehr sagen, da diese ja an den Vorstand gerichtet sei.

Darauf angesprochen sagt Claudia Brändli Bättig, Präsidentin der Spitex Kempt, dass man mit Hochdruck daran arbeite, die Qualität im Betrieb zu steigern. «Das hätten wir auch getan, wenn keine Petition lanciert worden wäre.» Man nehme die Situation ernst und könne versprechen, dass Massnahmen ergriffen würden.

«Mangelnde Führung»

Daniel Gähwiler erhofft sich durch die Petition weiteren Druck auf die Betriebsleitung und den Spitexvorstand. «Sie müssen anerkennen, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern dass ein systematisches Problem besteht.» Die Häufung von rechtswidrigen Einsatzplänen für die Mitarbeitenden zeigten dies, sagt Gähwiler.

Und: «Dass die Verantwortlichen nicht darüber sprechen wollen, zeigt uns, dass die Gründe dafür nicht im Fachkräftemangel sondern in einer mangelnden Führung liegen.»

Die Petition wurde laut Unia von rund 400 Personen unterschrieben. «Etwa achtzig Prozent davon stammen aus den Trägergemeinden Lindau und Illnau-Effretikon. Das zeigt, dass es den Bewohnern nicht egal ist, unter welchen Bedingungen in ‹ihrer› Spitex gearbeitet wird», sagt Nicole Niedermüller von der Unia.

Sie ist froh, dass sich neben der Politik mit einer Interpellation (wir berichteten) nun auch die Bevölkerung in die Debatte eingeschaltet hat. «Dass so viele Unterschriften in nur gut drei Wochen zusammengekommen sind, zeigt, dass es ein brennendes Thema ist», sagt Niedermüller.
Ausserdem habe die Medienberichterstattung, die durch die Unia ausgelöst wurde, auch zu einer Untersuchung durch das Arbeitsinspektorat geführt (siehe Box).

Erneute Visite im Mai
Spitex-Betriebsleiter Andreas Risch bestätigt, dass das kantonale Arbeitsinspektorat eine Untersuchung eingeleitet hat: «Das Arbeitsinspektorat meldete sich kurz nach der Berichterstattung durch die Medien, wofür ich angesichts der Vorwürfe absolutes Verständnis habe.» Das Inspektorat sei vor Ort gewesen und man habe den Verantwortlichen einen Karton voll Dokumente ausgehändigt. In der Zwischenzeit habe sich das Arbeitsinspektorat wieder gemeldet und auf Mitte Mai eine gemeinsame Visite mit dem Bezirksrat angemeldet, sagt Risch. (jsk)

Während Urlaub gekündigt

Mit der Petition, die unter anderen auch von CVP-Präsident Klaus Gersbach und SP-Gemeinderätin Brigitte Röösli unterzeichnet wurde, fordern die Unterzeichnenden den Vorstand dazu auf, «endlich Verantwortung zu übernehmen und für faire und anständige Arbeitsbedingungen zu sorgen».
Spitexmitarbeiterin Jessica Ehrat, die zur Zeit krankgeschrieben ist und sich seit Oktober im Rechtsstreit mit ihrem Arbeitgeber befindet, berichtet etwa von Drohungen durch die Leitungspersonen. Ausserdem sei ihr während des Mutterschaftsurlaubs gekündigt worden. «Wegen der Schwangerschaft konnte ich nur im Büro statt ‹im Feld› arbeiten – man liess mich aber nicht.» Die Verantwortlichen hätten ihr danach im Rahmen der Kündigung vorgeworfen, dass sie nicht arbeiten gekommen sei. «Dabei durfte ich ja nicht», sagt Ehrat.

«Haben nie gedroht»

Spitex-Betriebsleiter Risch bestätigt, dass er Jessica Ehrat als Ersatz für die Pflegetätigkeit keine Büroarbeit anbieten konnte. «Wir konnten nicht extra eine neue Stelle für sie schaffen», sagt er.  Bei der Kündigung sei ihnen tatsächlich ein Fehler unterlaufen, räumt Risch ein. «Aber nachdem wir dies festgestellt haben, haben wir es umgehend mit dem Rückzug der Kündigung korrigiert.» Die Kündigung sei dann nach dem Urlaub ausgesprochen worden. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könne er nicht mehr zur Situation sagen, so Risch. Zu den mutmasslichen Drohungen sagt der Spitex-Betriebsleiter: «Wir haben nie jemandem gedroht. Aber ich spüre, dass es offenbar als Drohung aufgefasst wird, wenn wir klar und direkt kommunizieren und von jemandem verlangen, Verantwortung zu übernehmen.»


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